Monogramm

[77] Monogramm (griech., Handzeichen, lat. Signum, franz. Chiffre), eigentlich ein einziger Buchstabe oder Schriftzug, dann besonders eine Figur, die, aus einem oder auch aus mehreren in Einen Schriftzug verschlungenen Buchstaben oder aus einer durch Zusammensetzung verschiedener Buchstaben gebildeteten Figur bestehend, den Namen oder auch den Charakter einer Person oder gewisse Formeln (z. B. Bene Valete) ausdrücken soll. Man bediente sich solcher Monogramme in Urkunden bei Unterschriften und auf den Siegeln; auch finden sie sich schon früher auf Münzen, Medaillen etc. Über die Abkürzung des Namens Christi s. Christusmonogramm und Chrismon.

Künstlermonogramme.
Künstlermonogramme.

Seit Karl d. Gr. ersetzt das M. die eigenhändige Unterschrift des Königs und bleibt bis ins 13. Jahrh. ein wichtiger Bestandteil der Königsurkunden; dann wird es seltener. Die Lehre von diesen Zeichen bildet daher einen besondern Teil der Urkundenlehre oder Diplomatik (s. d.). Später belegte man mit dem Namen Monogramme auch die Namenschiffren, Schriftzüge und sonstigen Zeichen, deren sich die Maler, Kupferstecher, Holzschneider, Goldschmiede, Waffenschmiede, Kunsttöpfer etc. bedienten, um ihre Werke als die ihrigen zu bezeichnen. Die Entzifferung dieser Monogramme, die meist aus den Anfangsbuchstaben des Vor- und Zunamens der Künstler gebildet sind, ist ein besonderer Zweig der Kunstwissenschaft. Eine Anzahl von Monogrammen bekannter Maler und Kupferstecher gibt obenstehende Abbildung wieder. Speziell heißen Monogrammisten auch die ältern Künstler, die unter ihrem Handzeichen bekannt sind (s. Meister). Vgl. Brulliot, Dictionnaire des monogrammes (neue Aufl., Stuttg. 1832–34, 3 Bde.); Nagler, Die Monogrammisten (Münch. 1857–76, 5 Bde.); Duplessis, Dictionnaire des marques et monogrammes de graveurs (Par. 1886–87, 3 Bde.); Ris-Paquot, Dictionnaire encyclopédique des marques et monogrammes, chiffres, etc. (das. 1893, 2 Bde.); Lampe, Signatures et monogrammes des peintres de toutes les écoles (das. 1898). – Die in der Keramik vorkommenden Marken und Monogramme verzeichneten GrässeGuide de l'amateur de porcelaines«, 11. Aufl., Dresd. 1906), Jännicke (Stuttg. 1878), Barth (7. Aufl., Dresd. 1899), Ujfalvy (Par. 1895), die Monogramme der Kunstsammler L. Fagan (»Collectors' marks«, Lond. 1883), die Monogramme der Goldschmiede M. Rosenberg (»Der Goldschmiede Merkzeichen«, Frankf. a. M. 1890). Vgl. auch Porzellanmarken. – Vorlagensammlungen von Monogrammen (Buchstaben) für kunstgewerbliche Zwecke gaben heraus: P. Müller (2. Aufl., Stuttg. 1876–77), Leutzsch (Gera 1893, 484 Tafeln), Salow (Weim. 1893, 48 Blatt), Kurbrand (Petersb. 1893, 130 Blatt), Scheibe (Weim. 1895), Winter (Berl. 1895), Schiller (Ravensb. 1897–99, 81 Tafeln), Nowack (Wien 1903), Stanzel (das. 1903), Jobmann (Leipz. 1903), Starke (Dresd. 1903), Dickhut (Leipz. 1904), Büttgen (2. Aufl., das. 1905), Grimm (das. 1905) u.a.; s. auch Monogrammstickerei. – Ferner heißt M. eine Strophe, worin die Anfangsbuchstaben jeder Zeile einen Namen ausdrücken.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 77.
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