Weiser

[492] Weiser, 1) Joseph, Maler, geb. 10. Mai 1847 zu Patschkau in Schlesien, bildete sich unter Wilh. Diez an der Münchener Akademie, ließ sich nach längern Studienreisen in München nieder, wo er zumeist Genrebilder aus dem 17. und 18. Jahrh. malte, die sich durch lebendige Auffassung und eine glänzende, pikante Färbung auszeichneten. Zu seinen ersten Hauptwerken dieser Art gehören: Freigesprochen; Verteidigung eines Klosters durch Adlige und Mönche; Volkstheater im 18. Jahrhundert; unterbrochenes Tabakskollegium; Hochzeit, fröhliche Zeit; die Nichten des Kardinals; Klosterheuernte. 1888 machte er einen Versuch in der Malerei großen Stils, indem er eine dramatische Szene aus der modernen Gesellschaft, eine unterbrochene Trauung in einer prunkvollen Kirche des Barockstils, in lebensgroßen Figuren darstellte. Von seinen spätern Werken sind noch zu nennen: Institutskarneval (1889), die Spieler (1891), Besuch im Nonnenkloster (1892), in Kriegszeiten, Atropa, die beiden Bräute (1898), Probe einer Wandertruppe (1899), im Karneval (1903), Madonna (1904). W. ist königlicher Professor und Ehrenmitglied der Münchener Kunstakademie.

2) Karl, Schauspieler, geb. 29. Juli 1848 in Alsfeld (Hessen), trat 1866 in Freiburg in der Rolle des Attinghausen zum erstenmal öffentlich auf, kam noch im selben Jahr auf Empfehlung von Hendrichs an das Viktoriatheater in Berlin, 1867 nach Königsberg, dann nach Frankfurt a. O. Aus dem Krieg 1870/71 zurückgekehrt, an dem er als Freiwilliger teilgenommen hatte, war er einige Jahre an verschiedenen Bühnen Nord-, Mittel- und Süddeutschlands, unter andern in Karlsruhe (1873–80), tätig, bis er 1882 in den Verband des Meininger Hoftheaters trat, auf dessen Gastspielreisen er als erster Held und Charakterspieler mitwirkte. 1892 folgte er einem Ruf an die Weimarer Hofbühne, wo er noch jetzt als Oberregisseur und erster, fast die gesamte[492] klassische und moderne Dramatik beherrschender Charakterspieler tätig ist (Lear, Hamlet, Philipp II., Illo, Graf Thoranc, Cyrano von Bergerac u. a.). W. hat auch Gedichte (»Licht, Liebe, Leben«, Leipz. 1878; »Tagebuchblätter der Liebe«, das. 1893), Novellen und zahlreiche Bühnendichtungen verfaßt, unter andern eine Tragödie »Nero« (Karlsr. 1881); die Schauspiele »Rabbi David« (Leipz. 1894), »Am Markstein der Zeit« (das. 1895) und »Hutten« (das. 1897) sowie eine Christustrilogie (»Der Täufer«, »Der Heiland«, »Jesu Leid«; das. 1906). Auch als Rezitator hat sich W., namentlich in einem von ihm zusammengestellten Zyklus von Reformationsdramen häufig betätigt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 492-493.
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