Gelbbeeren

[508] Gelbbeeren (Beergelb), die unreifen getrockneten Beeren verschiedener Rhamnus-Arten, von der Größe einer Erbse mit drei oder vier Einschnürungen, die ebenso vielen Samen entsprechen, sind auf der Oberfläche runzelig, gelb, gelbgrün, bräunlichgrün, schmecken süßlich (die deutschen unangenehm bitter) und riechen schwach widerlich. Die besten sind die kugeligen, lebhaft gelben persischen von Rhamnus oleoides, dann folgen die ungarischen von R. catharticus und R. saxatilis, die französischen oder Avignonbeeren, hauptsächlich von R. infectoria (wenig von R. saxatilis), die levantinischen und türkischen von R. infectoria u. saxatilis, die griechischen von R. graecus und die deutschen von R. cathartica. Die G. enthalten Rhamnin (Xanthorhamnin) C48H66O29, das, in geruch- und geschmacklosen, gelben Nadeln kristallisiert, in Wasser und kochendem Alkohol leicht löslich ist, in der Lösung, besonders wenn sie alkalisch ist, schnell braun wird und durch ein in den Beeren enthaltenes Ferment sowie durch Säuren in Zucker und Rhamnetin (Chrysorhamnin) C16H12O gespalten wird. Letzteres findet sich z. T. schon in den Beeren, bildet kleine, goldgelbe Kristalle, ist fast geschmacklos, in kochendem Wasser sehr wenig, in Alkohol und Äther sehr leicht löslich. Man benutzt G. in der Zeugdruckerei und Färberei; sie geben mit verschiedenen Beizen sehr intensive und lebhafte Farben, die aber nicht so echt sind wie die der Querzitronrinde. Auch zum Färben von Papier, Leder, Konditoreiwaren werden sie angewendet. Aus wohlfeilen Sorten bereitet man Schüttgelb. Chinesische G. (Waisa, Natalkörner), die getrockneten Blütenknospen von Sophora japonica, enthalten denselben Farbstoff wie Querzitronrinde und werden in China stark, bei uns selten zum Gelbfärben (Seide für Mandarinengewänder) benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 508.
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