Geradflügler

[621] Geradflügler (Helmkerfe, Kaukerfe, Orthopteren, Orthoptera; hierzu Tafel »Geradflügler I und II«), Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit beißenden Mundteilen, zwei ungleichen, geäderten Flügelpaaren und unvollkommener Metamorphose.

Mundteile der Blatta. Fig. 1. Kopf von vorn, a Ocellen (Nebenaugen), b Kiefertaster, c Lippentaster. Fig. 2. Oberlippe. Fig. 3. Oberkiefer (Mandibel). Fig. 4. Unterkiefer (Maxille), a ihr Taster. Fig. 5. Unterlippe (Labium), aus zwei Hälfter (I u. II) zusammengesetzt; c ihr Taster.
Mundteile der Blatta. Fig. 1. Kopf von vorn, a Ocellen (Nebenaugen), b Kiefertaster, c Lippentaster. Fig. 2. Oberlippe. Fig. 3. Oberkiefer (Mandibel). Fig. 4. Unterkiefer (Maxille), a ihr Taster. Fig. 5. Unterlippe (Labium), aus zwei Hälfter (I u. II) zusammengesetzt; c ihr Taster.

Der Kopf (Textfig. 1–5) trägt meist lange, vielgliederige Antennen; die Unterlippe (Textfig. 5) zeigt deutlich ihre Zusammensetzung aus zwei Hälften und bewahrt so die ursprüngliche Gestalt eines zweiten Unterkieferpaars. Die Vorderflügel sind schmal und zuweilen lederartig hart zum Schutz des Rückens und der Hinterflügel, die dünn und breit sind und sich der Länge nach zusammenfalten lassen. Die Beine dienen zum Gehen, Laufen oder Springen. Der langgestreckte Hinterleib sitzt stets in seiner ganzen Breite an der Brust fest und endet mit zangen-, griffel- oder fadenförmigen Anhängen. Die Augen sind vielfach sehr groß, auch sind meist Nebenaugen (Ozellen) vorhanden (Textfig. 1, a). Die Heuschrecken haben Stimm- und Gehörorgane; die zirpenden oder schrillen Töne werden von den Männchen durch Reiben der mit gezahntem Rand versehenen Hinterschenkel an den Flügeldecken oder auch durch Reiben der letztern aneinander hervorgebracht. Die Weibchen besitzen eine Legescheide zum Ablegen der Eier in die Erde. Die Jungen sind flügellos, aber den Erwachsenen bereits sehr ähnlich, und durchlaufen mehrere Häutungen, so daß die Geschlechtsreife oft erst nach einigen Jahren erreicht wird. Die Nahrung der Larven und des vollkommenen Insekts ist pflanzlicher, tierischer oder gemischter Natur. Schmarotzer sind unter den Geradflüglern nicht bekannt. – Fossil treten die G. schon im Devon und in der Kohle auf. Die Anzahl der bekannten lebenden Arten beträgt mehrere tausend; die G. selbst sind z. T. von ansehnlicher Größe (bis zu 30 cm Länge) und schöner Färbung. Manche sind in auffallendster Weise ihrer Umgebung angepaßt, so daß sie nur schwer sichtbar werden (z. B. das Wandelnde Blatt, die Stabheuschrecken; s. Mimikry). Die G. zerfallen in: 1) Läufer (Cursoria) mit Laufbeinen; hierher die Ohrwürmer (Tafel I, Fig. 3 u. 4) und Schaben (Fig. 1 u. 2); 2) Schreiter (Gressoria) mit Schreitbeinen; hierher die Fangheuschrecken (Fig. 6 u. 8) und Gespenstheuschrecken (Fig. 5 u. 9), nur in wärmern Gegenden; die flügellosen Formen gleichen verdorrten Zweigen, die geflügelten trocknen Blättern; 3) Springer (Saltatoria) mit verdickten Hinterschenkeln; hierher die Feld-, Laub- und Grabheuschrecken (Fig. 7 und Tafel II, Fig. 1–5). Vgl. Tümpel, Die G. Mitteleuropas (Eisenach 1898–1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 621.
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