Gering [2]

[645] Gering, 1) Ulrich, einer der drei ersten von den Professoren der Sorbonne 1469 nach Paris berufenen Buchdrucker, stammte angeblich aus der Gegend von Beromünster in der Schweiz (nach andern aus Konstanz am Bodensee). Da er nach Wegzug seiner Kollegen Crantz und Friburger allein in Paris verblieb, so wurde er zum ersten französischen und Pariser Buchdrucker ernannt. Das erste von ihm und seinen Genossen 1470 zu Paris gedruckte Buch ist das »Gasparini Pergamensis epistolarum liber«. Es folgten Klassikerausgaben und humanistische Schriften, theologische und kanonistische Bücher und lateinische Unterhaltungsschriften des Mittelalters. 1480–81 war er mit Georg Maynyal und 1494–1508 mit Rembolt aus Straßburg assoziiert. Er starb 23. Aug. 1510. Seine von J. Daumas gefertigte Büste wurde in Anerkennung seiner Verdienste in der Vorhalle der Bibliothek Ste. – Geneviève zu Paris aufgestellt. Vgl. Phillippe, Origine de l'imprimerie à Paris (Par. 1885); Schiffmann im »Schweizerischen Geschichtsfreund«, Bd. 42 (1887); Claudin, The first Paris press (Lond. 1898) und Histoire de l'imprimerieen France an XV. et an XVI. siècle, Bd. 1 (Par. 1900).

2) Hugo, Germanist, geb. 21. Sept. 1847 in Lipienica bei Schönsee (Westpreußen), studierte 1867–1873 in Leipzig, Bonn und Halle, habilitierte sich an der letztgenannten Universität 1876 für germanische Philologie, wurde 1883 zum außerordentlichen Professor befördert und 1889 als ordentlicher Professor der nordischen Philologie nach Kiel berufen. G. machte sich zunächst durch Ausgaben nordischer Literaturdenkmäler bekannt, von denen wir nennen: »Finnboga saga hins ramma« (Halle 1879); »Olkofra báttr« (das. 1880); »Islendzk æventyri. Isländische Legenden, Novellen und Märchen« (das. 1882–84, 2 Bde.); »Bruchstücke von Brages des alten Gedichten« (das. 1886); »Drauma-Jóns saga« (das. 1893); »Eyrbyggja saga« (das. 1897). Ferner lieferte er ein »Glossar zu den Liedern der Edda« (Paderb. 1887, 2. Aufl. 1896); ein »Vollständiges Wörterbuch zu den Liedern der Edda« (das. 1902) und die beste metrische Übersetzung der »Edda« (Leipz. 1893); endlich veröffentlichte er eine Rektoratsrede »Über Weissagung und Zauber im nordischen Altertum« (Kiel 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 645.
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