Gesellschaftsinseln

[722] Gesellschaftsinseln (Sozietätsinseln), den Franzosen gehörige Inselgruppe im Stillen Ozean zwischen 16–18° südl. Br. und 148–155° östl. L. (s. Karte »Ozeanien«), besteht aus 14 von NW. nach SO. verlaufenden Inseln, die durch eine breite Straße in eine westliche (Inseln unter dem Wind) und Ostabteilung (Inseln über dem Wind) geschieden werden. Die Westgruppe bilden Huahine, Raiatea, Tahaa (s. die Artikel), Borabora, Tubai (s.d.), Maupiti und die vereinzelt liegenden Mopiha (Lord Howe), Scillyinseln und Bellingshausen, im ganzen 471 qkm mit (1897) 6047 Einw., die Ostgruppe Tahiti (s.d.). Moorea (s.d.), Tetiaroa, Mahetia (Maitia) und Tapamanoa, zusammen 1179 qkm mit (1897) 12,350 Einw., so daß die ganze Gruppe 1650 qkm mit etwa 18,400 Einw. umfaßt. Die Inseln sind von Korallenriffen umgeben, hinter denen schöne, aber schwer zugängliche Häfen liegen. Fast alle sind gebirgig (höchster Berg der 2240 m hohe Orohena auf Tahiti) und vulkanischen Ursprungs. Die dicht bewaldeten Gebirge sind von schmalen, reichlich bewässerten Küstenebenen umgeben, die allein angebaut und bewohnt sind. Das Klima ist mild und gleichmäßig, der Boden ergiebig, die Vegetation mannigfaltig. Die Erzeugnisse des Pflanzenreichs sind diejenigen Ozeaniens (s.d.) sowie, von den Europäern hierher verpflanzt, Orangen, Zitronen, Ananas, Kürbisse, Baumwolle, Kaffee, Tabak. Von Säugetieren sind nur einheimisch Flatterhunde und andre Fledermäuse, Schweine und Ratten, von Europa eingeführt, die gewöhnlichen Haustiere. Von Landvögeln finden sich Papageien, Tauben, Eisvögel, mehrere Singvögel sowie Wasser- und Watvögel weitverbreiteter Arten. Das Mineralreich liefert Eisen, Tonerde, Schwefel und Salz. Die Bewohner, deren Zahl angeblich 200,000 zur Zeit der Entdeckung betragen haben soll, sind ein wohlgebauter polynesischer Menschenschlag (s. Tafel »Australier und ozeanische Völker II«, Fig. 11 u. 12), der sich den Europäern freundlich und ihrer Kultur zugänglich zeigte. Sie standen unter erblichen Königen, deren Macht durch den Adel sehr beschränkt war. Der größere Teil der Bewohner der G. ist protestantisch, ein kleinerer katholisch. Die durch gleichzeitige evangelische (englische) und katholische (französische) Missionsversuche (s. Tahiti) entstehenden Reibungen führten 1842 zur Besetzung der östlichen Inselgruppe durch Frankreich, das 1887 auch die westliche Gruppe in Besitz nahm. Regierungssitz für die G. und die ozeanischen Besitzungen Frankreichs überhaupt ist Papeete (s.d.) auf Tahiti. Die Inseln wurden von Quiros 1606 entdeckt, 1722. von Roggeveen, 1767 von Wallis und 1768 von Bougainville besucht, aber erst von Cook 1769–78 gründlich erforscht und zu Ehren der Royal Society zu London benannt. Vgl. Meinicke, Die Inseln des Stillen Ozeans (2. Ausg., Leipz. 1888); Bäßler, Neue Südseebilder (Berl. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 722.
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