Gnauth

[62] Gnauth, Adolf, Architekt, geb. 1. Juli 1840 in Stuttgart, gest. 19. Nov. 1884 in Nürnberg, besuchte das Polytechnikum in Stuttgart, wo er Schüler von Leins wurde, verweilte 1861–63 auf einer Studienreise in Italien, ging hierauf nach Wien und erhielt 1866 einen Ruf als Professor an die Baugewerkschule in Stuttgart. 1870 ward ihm eine Professur am Polytechnikum in Stuttgart übertragen, von der er wegen bedeutender Privataufträge 1872 wieder zurücktrat. Sein erstes und schönstes Werk daselbst ist[62] die Villa Siegle; ihr folgten eine Anzahl von Privatbauten, bei denen z. T. das Sgraffito in ausgedehnterer Weise zur Anwendung kam, sodann der Bau der Württembergischen Vereinsbank und die Villa Conradi, die das Gepräge des Barockstils tragen. Außerdem schuf er einige kleinere Werke mehr dekorativer Art, namentlich Grabmäler (darunter das Denkmal für die im Krieg 1870/71 Gefallenen). Auch entwarf er den architektonischen Aufbau des Mendebrunnens in Leipzig (s. Tafel »Brunnen«, Fig. 12). Daneben entwickelte G. noch eine große Tätigkeit für das Kunstgewerbe, indem er Zeichnungen zu Kunsttischlerarbeiten, zu Gold- und Silberarbeiten, Titelblättern etc. lieferte. Mit Bruno Bucher in Wien gab er 1874–1876 die Monatsschrift »Das Kunsthandwerk« heraus. 1875–76 unternahm er eine Reise durch Griechenland und Ägypten, und 1877 wurde er Direktor der Kunstgewerbeschule in Nürnberg. G. besaß eine reiche künstlerische Phantasie und ein umfangreiches Wissen, die ihn namentlich zu bedeutenden Schöpfungen auf ornamentalem und dekorativem Gebiet befähigten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 62-63.
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