Godavari [1]

[74] Godavari (Godaweri), nach Ganges und Indus der mächtigste Fluß Vorderindiens, im Dekhan, mit 1445 km Länge und einem Stromgebiet von 290,600 qkm, entspringt auf dem Osthang der Westghats bei Trimbak unter 19°58´ nördl. Br. und 73°40´ östl. L., nur 80 km vom Arabischen Meer in 1000 m Hohe, durchströmt mit zahlreichen Windungen die ganze Halbinsel in südöstlicher Hauptrichtung mit einer mittlern Geschwindigkeit von 2,5 km in der Stunde, die sich bei Hochwasser im Mittellauf zu 10 km steigert. Nach einem Laufe von 1065 km empfängt der G. links die ebenbürtige Pranhita, entstanden aus dem Zusammenfluß von Wardha, Penganga und Wainganga; andre Zuflüsse sind: rechts im Mittellauf die Mandschera, links im Unterlauf Indravati, Tal und Sabari. Nach Aufnahme der Pranhita fließt der G. durch Engen, tritt 90 km vom Meer in eine weite Alluvialebene und spaltet sich dann in drei Hauptarme, die bei Kakinada (Gautami-G.), unterhalb Yanaon bei Koringa (Wainatejam-G.) und bei Narsapur (Watschista-G.) den Bengalischen Meerbusen erreichen. Die Umgehung jener Engen ist trotz Ausgabe von 700,000 Pfd. Sterl. mißlungen. Großartig sind die Bewässerungsanlagen (312,000 Hektar) im Delta, wo von 850 km Hauptkanälen 740 km schiffbar sind. Der Gautami-G. ist für Schiffe von 3–4, der Watschista-G. für solche von 2–3 m Tiefgang befahrbar. Größere Schiffe können sich der Küste nicht nähern, die sandig ist und viele Kokos- und Palmyrapalmen trägt, während die vielen Inseln des Deltas auf ihrem sehr fruchtbaren Boden reiche Ernten von Tabak und Baumwolle bringen. Als einer der zwölf heiligen Ströme Indiens (auch Goda), der nach dem Hinduglauben aus derselben Quelle wie der Ganges entspringen soll, wird der G. mit seinen zahlreichen Wallfahrtsorten von der Quelle bis zur Mündung jährlich, namentlich aber alle zwölf Jahre (Puschkaram) von vielen Tausenden von Pilgern aufgesucht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 74.
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Meyers-1905: Godavari [2]