Gummigutt

[519] Gummigutt (Gutti), ein Gummiharz, der eingetrocknete Milchsaft aus Garcinia Hauburyi, in Kambodscha und dem östlichen Siam, G. Morella, in Südindien und auf Ceylon, in Kambodscha, Siam und Kotschinchina, und andern Garcinia-Arten, wird gewonnen, indem man einen Einschnitt in die Rinde macht und den ausfließenden Saft in einem Bambusrohr auffängt. Nach dem Erhärten des Saftes erhält man das G. in walzenförmigen Stücken von 2,5–6,5 cm Durchmesser, doch kommt es auch in Form von Kuchen in den Handel. Es ist sehr dicht, vollkommen gleichförmig, undurchsichtig, schön rotgelb, wird nach einiger Zeit leberbraun und überzieht sich schließlich mit einer dunkelgrünlichen Schicht. Es bricht sehr leicht und großmuschelig, gibt ein hochgelbes Pulver, ist geruchlos, schmeckt brennend scharf, kratzend, bildet mit Wasser eine schön gelbe Emulsion, löst sich nur z. T. in Alkohol und Äther, erweicht bei 100°, ist aber nicht schmelzbar und besteht aus 80–85 Proz. Harz (Gambogiasäure) und 20, resp. 15 Proz. Gummi. In Alkalien löst es sich mit roter Farbe. Die Hauptmasse der Ware wird in Kambodscha gewonnen und gelangt über Bangkok, Saigon und Singapur in den Handel. G. von Ceylon, Maisur, Borneo gelangt nicht nach Europa. Man benutzt G. als gelbe Wasserfarbe, als Zusatz zu Tusche bei photographischen Reproduktionsverfahren, zu gelben Firnissen und als drastisch wirkendes Arzneimittel, das kaum dem Krotonöl nachsteht. Vergiftungsfälle durch die berüchtigten Morisonpillen durften meist auf Rechnung des Gummigutts zu schreiben sein. G. wurde zuerst von einem chinesischen Reisenden, der 1295 Kambodscha besuchte, erwähnt. Nach Europa gelangte die erste Probe 1603 durch Jacob van Neck, und schon 1611 wurde es in Bamberg medizinisch benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 519.
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