Höhlengräber

[463] Höhlengräber, bei den steinzeitlichen Völkern Europas, aber auch bei einigen Kulturvölkern des Altertums übliche Art der Beisetzung Verstorbener. Besonders reich an Höhlengräbern sind große Teile Ost- und Südfrankreichs, Belgiens, Englands, der Jura, der Nordrand Afrikas (s. Afrikanische Altertümer und Ägypten, S. 195). Ihrem Wesen nach berührt sich die Sitte mit dem Brauch vieler heutiger Naturvölker, ihre Toten in den Wohnungen zu belassen, die damit für die Überlebenden unbewohnbar werden. Das ist auch stets bei den Höhlen der Fall, die, wo sie vorhanden sind, fast immer zu den eigentlichen Begräbnisplätzen geworden sind. Sie bilden manchmal (in Ägypten, bei Petit Morin im Departement Marne) ganze Totenstädte. Wo natürliche Höhlen nicht vorhanden oder auf die Dauer nicht benutzbar sind, geht man zu künstlichen Nachbildungen durch Zusammenstellen von Steinen, die man mit Erde überdeckt, über (Dolmen, Hünengräber etc. [s. Gräber, vorgeschichtliche]). Künstliche H. sind z. T. auch die Mounds. Unsre Bestattung in Erdgruben geht nach Schurtz ebenfalls auf die altgermanische Wohnweise in Erdlöchern zurück. Vgl. Schurtz, Urgeschichte der Kultur (Leipz. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 463.
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