Habicht [1]

[587] Habicht (Astur Bechst.), Gattung der Raubvögel und der Familie der Falken (Falconidae), Vögel mit gedrungenem Leib, kleinem Kopf, stark gekrümmtem Schnabel mit stumpfem Zahn, bis zur Schwanzmitte reichenden Flügeln, ziemlich kurzem, abgerundetem Schwanz und hohen Läufen. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt. Der gemeine H. (Hühnerhabicht, Stockfalke, Tauben-, Hühner-, Sperberfalke, Doppelsperber, Stößer, Stoßvogel, A. palumbarius L.; s. Tafel »Raubvögel«, Fig. 12), 70 cm lang und 1,3 m breit (das Weibchen), ist am Oberkörper schwärzlich graubraun, aschblau überlaufen, am Unterkörper weiß, mit braunschwarzen Schaftstrichen und Wellenlinien. Der Schnabel ist hornschwarz, die Wachshaut blaßgelb, die Füße sind gelb. Der Habicht findet sich als bedingter Standvogel in fast ganz Europa und Nord- und Mittelasien, seltener in Südeuropa, höchst selten in England. Im Winter streicht er umher, und einzelne gelangen bis Nordafrika und Nordindien. Zug im März und Oktober. Er lebt ungesellig, ist höchst ungestüm, dreist und bei großer Schlauheit räuberisch und mordgierig, fliegt schnell, geht aber auf der Erde ungeschickt. Er verfolgt alle Vögel und viele Säugetiere, selbst Hafen, am häufigsten die Tauben, auf die er, in schiefer Richtung pfeilschnell heranfliegend, gewöhnlich von oben herabstößt. Er mordet zunächst so viele Vögel, als er zu fangen vermag, und frißt sie dann in Ruhe auf. Dies macht ihn überall höchst verhaßt; Krähen und Edelfalken verfolgen ihn unermüdlich, und die Schwalben begleiten ihn mit warnendem Geschrei. Paarweise lebt er nur in der Brutzeit, seinen Horst baut er auf hohen Waldbäumen, und im April oder Mai legt das Weibchen 2–4 große, grünlichweiße, oft gelb gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 33), die es mit größter Hingebung bebrütet. Die Jungen werden von den Alten mutig verteidigt. In der Gefangenschaft bleibt er wild, boshaft, mordgierig, in Asien aber wird er zur Jagd benutzt, und in Indien und Persien ist er der geachtetste Jagdfalke. Im Mittelalter wurde der Jagdfalke häufig H. genannt. Am nächsten ist er mit dem Sperber verwandt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 587.
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