Halbmond

[646] Halbmond, Wahrzeichen des türkischen Reiches auf Minaretts, Flaggen, Feldzeichen u. a., ging nicht, wie man früher annahm, bei der Eroberung Konstantinopels von den Griechen, bei denen der H. Attribut der Artemis und auch Stadtwappen von Ephesos war, auf die Türken über, noch wurde es auch von diesen als Erinnerung an den in der Nacht der Einnahme von Konstantinopel zur Hälfte verdunkelten Mond zum Wahrzeichen gemacht; die Türken hatten vielmehr den H. bereits seit Jahrhunderten geführt. Das Zeichen des Halbmondes ist dem Hufeisen mit Roßschweif nachgebildet, das schon die Nomadenhorden des 13. Jahrh. ihren Heerzügen als Panier vorantrugen. Sultan Mohammed Tekesch von Chwaresm (1192–1200) schmückte die Spitze seines Zeltes mit einem H., und Orchan (1326–60) heftete an die rote Fahne, die er den Janitscharen verlieh, einen silbernen H. Die heutigen Türken erklären den Ursprung ihres Flaggenzeichens aus einem Wunder des Propheten, der, um einige Skeptiker zum Schweigen zu bringen, den Vollmond in zwei Stücke geschnitten und eins derselben in seinen Rockärmel versteckt habe. Der H. mit einem Stern (türk. ai-ile-jyldys oder aijyldys, d. h. Mond mit Stern), den die türkischen Banner jetzt tragen, war das alte Wappen Illyricums, wie die Münzen aus den Zeiten Hadrians, des Septimius Severus u. a. beweisen; er findet sich auch auf vielen alten Grabsteinen im Drinatal. Diese Zusammenstellung ist daher keine ursprünglich islamische. – In der Militärmusik ist H. soviel wie Schellenbaum (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 646.
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