Militärmusik

[823] Militärmusik (Kriegsmusik, Feldmusik), das den Regimentern der modernen Heere beigegebene Orchester, dessen Zweck ist, bei Märschen, Paraden etc. die Bewegung der Truppe zu regeln und ihr erhöhte Elastizität zu geben sowie auch wohl im Gefechte den Mut anzufeuern. Man unterscheidet die Infanterie- (Janitscharen-) Musikkorps von der Hornmusik der Jäger, Pioniere, Fußartillerie etc. und den Trompeterkorps der Kavallerie und Feldartillerie. Die Musiker dieser Korps heißen entsprechend Hoboisten (Hautboisten), Hornisten und Trompeter, die Dirigenten derselben Stabshoboisten, -Hornisten, -Trompeter oder Korpsführer, soweit ihnen nicht anderweite Titel (Musikdirigent, Musikdirektor, Generalmusikdirektor) verliehen werden. Man hat bei der Infanterie zu unterscheiden zwischen den Musikern und den Spielleuten (s. d.), letztere haben die Signale zu geben und gehören zum Mannschaftsstand der Kompanien, während die Musiker zum Regimentsstab gehören und zusammenbleiben, nur die Trompeter der Kavallerie etc. sind auch Signalbläser. Wie der Name Hoboisten andeutet, spielte die Oboe bei der M. früher eine hervorragende[823] Rolle; seit Einführung der Klarinetten sind jedoch diese letztern die eigentlichen Vorbläser. Außerdem sind von Blasinstrumenten im Gebrauch: Flöten, Fagotte, Kontrafagotte, früher auch Ophikleide oder Serpent. Die Hauptrolle in der M. spielt jedoch das Blech: Kornette, Flügelhörner, Althörner, Tenorhörner, Posaunen und Tuben (Helikon); dazu kommen noch die Schlaginstrumente (die Janitscharenmusik): kleine und große Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel und Schellenbaum (Halbmond). Verschieden und schwächer besetzt ist die M. der Jägerbataillone etc. (die Holzbläser fehlen). Doch ist es gestattet, als Signalbläser (Hornisten) bei den Kompanien wirkliche Musiker einzustellen und diese zur Verstärkung der M. heranzuziehen. Die kleinste M. hat die Kavallerie (auch ohne Hörner). Das Charakteristische der M. ist das Überwiegen von Instrumenten mit scharfer, durchdringender Klangfarbe; auch unterscheidet sie sich von dem Symphonie- und Opernorchester besonders durch Aufnahme der modernen weitmensurierten, vom alten Bügelhorn abstammenden Instrumente neben den Hörnern, Trompeten und Posaunen (vgl. Orchester). Die Instrumente sämtlicher Musikkorps der deutschen Armee haben 1891 die Pariser Stimmung erhalten. Die meisten Militärmusikkorps sind jetzt aus guten Musikern zusammengesetzt, und sie verwandeln sich daher häufig zu Konzertzwecken in ein vollständiges Symphonieorchester mit Streichinstrumenten, Pauken etc. Vgl. »Bestimmungen über die Ausbildung von Militärmusikern etc.« (Berl. 1901); Kalkbrenner, Die Organisation der Militärmusikkorps aller Länder (Hannover 1884) und Musikalische Studien und Skizzen (Berl. 1903); Wieprecht, Die M. und die militärmusikalische Organisation eines Kriegsheeres (das. 1885); Rott, Der Dienst im Heere als Militärmusiker (das. 1898); Neukomm, Histoire de la musique militaire (Par. 1889); Damaúski, Die Militärkapellmeister Österreich-Ungarns (Leipz. 1904); »Militär-Musikerzeitung« (Berl., seit 1879) und »Neue Militärmusikzeitung« (Hannov., seit 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 823-824.
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