Hangtschóu

[774] Hangtschóu, Hauptstadt der chines. Provinz Tschekiang, unter 30°20´ nördl. Br. und 120°21´ östl. L., links an der wegen hoher Flutwellen kaum fahrbaren Mündung des Tsiëntangkiang in den Busen von H. und am Südende des Kaiserkanals, nahe dem auf drei Seiten von malerischen Bergen umrahmten Sihu (»westlicher See«), von einer hohen Mauer mit 10 Land- und 4 Wassertoren umgeben, hat enge, aber gepflasterte Straßen mit kleinen Häusern, viele, z. T. prächtige Läden, mehrere Moscheen (H. gilt als der feste Platz des Islam in China), eine frühere katholische Kirche, seit 1730 Tempel der Seegöttin, ist Sitz des Gouverneurs von Tschekiang, des Oberbefehlshabers der chinesischen und der (7000) Mandschutruppen, der Oberzollbehörde und soll 700,000 Einw. haben, von denen die Hälfte außerhalb der Mauern lebt. Die Seiden- und Goldstoffabriken mit nur weiblichen Arbeitern sind die größten in China. Die Männer treiben Handel, namentlich mit Seide und Pelzwerk. H. ist Sitz einer katholischen und evang. Mission und war bis 1276 Residenz der Sungdynastie unter dem Namen Lingngan oder Kingsze (»Hof«) und Kriegshafen Chinas (berühmte Schilderung von Marco Polo) und soll vor dem Taipingaufstand (s. China, S. 51) gegen 2 Mill. Einw. gehabt haben. Für den dem Freihandel geöffneten Hafen wird 1900 die Einfuhr mit 2,581,807, die Ausfuhr mit 4,785,371 Taels angegeben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 774.
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