Haussa

[893] Haussa, großes Negervolk in den Haussaländern (s. d.) Nordwestafrikas, soll früher auf dem Hochland zwischen Sokoto und Bornu gewohnt haben, bildet jetzt aber, von den Fulbe unterworfen und mit diesen vermischt, die Hauptmasse der Bevölkerung in dem großen Fulbereich Sokoto mit Gando (wo sie sich am reinsten erhalten haben) und Adamáua. Im Gegensatz zu den viehzüchtenden Fulbe beschäftigen sich die intelligenten, arbeitsamen H. mit Ackerbau und Gewerbe; sie sind geschickte Schmiede, Weber, Färber, Goldarbeiter, Gürtler, ganz besonders aber beschäftigen sie sich mit Handel, den sie nach N. durch Vermittelung der Tuareg betreiben (vgl. die Tafeln »Geräte der Naturvölker I«, Fig. 22, und »Wohnungen der Naturvölker II«, Fig. 18). Von den Fulbe haben sie den Islam angenommen. Die Haussasprache wird aber nicht allein in jenen Gebieten gesprochen, sie ist im ganzen mittlern Sudân (im N. bis Aïr, im SW. bis Joruba) als Handelssprache im Gebrauch. Sie bildet einen Zweig der hamitischen Sprachfamilie. Grammatische Hilfsmittel hat besonders J. F. Schön geliefert (z. B. ein grammatisches Handbuch, Lond. 1877, Texte das. 1885–86), kürzere Grammatiken: Rat (das. 1889), Robinson (das. 1897), Marré (zum Selbstunterricht, Wien 1901), Mischlich (Berl. 1902), ein Wörterbuch Robinson u. Brooks (Cambridge 1899 bis 1900, 2 Bde.), eine sprachvergleichende Bearbeitung Fr. Müller (im »Grundriß der Sprachwissenschaft«, Bd. 1, Wien 1877). Die 1892 in London gegründete H.-Gesellschaft (The Hausa Association) hat sich das Studium der Haussasprache und die geistige Hebung dieses Volksstammes zum Zweck gesetzt und durch Übersetzung der Bibel, Herausgabe von Texten etc. schon Bedeutendes geleistet. Vgl. Robinson, Specimens of Hausa literature (Lond. 1896). Lepsius hält die H. geradezu für eine mitten unter die Negervölker vorgeschobene alte Kolonie der Hamiten (s. d.); Fr. Müller sieht in ihnen zwar reine Neger, glaubt aber, daß ihre frühern Wohnsitze weiter gegen O., in der Nähe der hamitischen Völker, lagen. Vgl. Flegel, Lose Blätter aus dem Tagebuch meiner H.-Freunde (Berl. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 893.
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