Heraklīden

[186] Heraklīden, die zahlreichen Nachkommen des griechischen Heros Herakles (s. d.), insbes. diejenigen, deren Stammvater Hyllos, der älteste der vier Söhne des Herakles von der Deïaneira, heißt, und nach denen die Dorische Wanderung (1104 v. Chr. angesetzt) auch als Rückkehr der H. bezeichnet wird. Die Sage erzählt von diesen folgendes: Nach Zeus Willen sollte Herakles Herrscher von Argos sein, durch Heras List ward jedoch Eurystheus an Stelle des Herakles (s. d.) König. Als Herakles' Sohn Hyllos, der König der Dorier geworden war, das väterliche Reich erobern wollte, erhielt er vom Orakel zu Delphi die Antwort, die dritte Frucht abzuwarten und auf der Wasserenge in den Peloponnes einzudringen. Im dritten Jahr unternimmt er über den Isthmus einen Eroberungszug,[186] fällt aber im Zweikampf gegen Echemos von Tegea, den Bundesgenossen der Nachfolger des Eurystheus, der Atriden. Als Hyllos' Enkel Aristomachos »im dritten Geschlecht« aber wieder über den Isthmus den Angriff erneuerte, fiel er im Kampf mit Tisamenos, Orestes' Sohn. Erst als die H. in richtiger Deutung des Götterspruches bei Naupaktos (Schiffswerft) auf Schiffen unter Leitung des Ätoliers Oxylos über die Meerenge von Rhion setzten, gelang die Eroberung des Peloponnes. Die Sieger verteilten das Land durch das Los unter sich: Temenos erhielt Argos, die Zwillingssöhne des Aristodemos, Prokles und Eurysthenes, Lakedämon, Kresphontes Messene. Dem Oxylos wiesen die H. Elis zu. Die Sage hat ihren Ursprung darin, daß die Griechen es liebten, ihre Herrschergeschlechter von Heroen abzuleiten und Eroberungszüge als Erneuerung alten, widerrechtlich unterbrochenen Erbrechts darzustellen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 186-187.
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