Naupaktos

[468] Naupaktos (spr. návpaktos; auch Epaktos; ital. Lepanto), ärmliches Städtchen im griech. Nomos Akarnanien und Ätolien, nördlich am Eingang des Korinthischen Meerbusens, von verfallenden venezianischen Mauern umgeben und von einer mächtigen Burg ruine überragt, hat einen seichten, versandeten Hafen und (1896) 2645 (als Gemeinde 7066) Einw. Der Eingang des Meerbusens wird durch zwei verfallene Schlösser, die sogen. Kleinen Dardanellen, bezeichnet. – N. (»Schiffswerft«) war im Altertum ein wichtiger Hafenplatz im ozolischen Lokris, der 455 v. Chr. durch die Athener den Lokrern entrissen und mit flüchtigen Messeniern besetzt ward. Im Peloponnesischen Krieg war es eine Flottenstation der Athener, wurde ihnen 405 entrissen, und die Messenier wurden daraus vertrieben. 338 bemächtigten sich die Ätolier der Stadt, die sie 191 lange gegen die Römer verteidigten. Im Mittelalter wurde die Stadt vom byzantinischen Kaiser Manuel den Venezianern überlassen, die sie so stark befestigten, daß 30,000 Türken sie 1477 vier Monate lang vergeblich belagerten; erst Bajesid II. zwang sie 1499 mit 150,000 Mann zur Übergabe. Am berühmtesten ist N.' Name geworden durch die Seeschlacht (Schlacht von Lepanto) 7. Okt. 1571, in der Don Juan d'Austria als Oberbefehlshaber der von Spanien, dem Papst Pius V. und der Republik Venedig ausgerüsteten Flotte (208 Galeeren mit 80,000 Mann) die Seemacht der Türken (277 Galeeren mit 120,000 Mann) vollständig schlug. Gegen 25,000 Türken fielen (darunter der Kapudan-Pascha), rund 40,000 wurden verwundet und 5000 gefangen genommen, 117 Schiffe erobert und 110 kampfunfähig gemacht, 12,000 christliche Galeerensklaven von ihren Ketten befreit; die Christen büßten 12 Galeeren, 7600 Tote und 14,000 Verwundete ein. Der Dichter Cervantes verlor hier durch eine türkische Kugel den linken Arm. Doch entsprachen die Folgen des Sieges bei N. keineswegs den gehegten Erwartungen. Infolge des griechischen Freiheitskampfes wurde N. 27. März 1829 den Griechen übergeben. Vgl. Jurien de la Gravière, La guerre de Chypre et la bataille de Lépante (Par. 1888, 2 Bde.); Molmenti, Sebastiano Veniero e la battaglia di Lepanto (Flor. 1898); v. Normann-Friedensfels, Don Juan de Austria als Admiral der heiligen Liga und die Schlacht bei Lepanto (Pola-Wien 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 468.
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