Akarnanĭen

[222] Akarnanĭen, die westlichste Landschaft des alten Hellas (s. Karte »Alt-Griechenland«), ein wald- und weidereiches Bergland, im ebenen Osten durch den Acheloos von Ätolien, im N. durch den Ambrakischen Golf von Epiros geschieden und im W. und S. vom Ionischen Meer bespült. Städte waren Stratos, Alyzia, Anaktorion, Aktion (Actium), Öniadä. Die Akarnanier trieben meist Viehzucht und glichen in Charakter und Sitten mehr ihren barbarischen Nachbarn in Epirus als den Griechen, denen sie erst seit dem Peloponnesischen Kriege näher traten. Griechische Sprache und Sitten nahmen sie erst seit dem 7. Jahrh. von den an ihren Küsten angesiedelten korinthischen Kolonisten an. Im übrigen zeichneten sie sich durch große Treue und Energie aus und hielten in Kriegszeiten fest zusammen. Als alte Feinde der Ätolier kämpften sie später für Philipp III. von Makedonien gegen Rom, teilten aber nach der Eroberung Korinths das allgemeine Schicksal Griechenlands. Im Mittelalter bemächtigten sich die Normannen von Italien aus des Landes, und Roger, König von Sizilien, nannte sich »Fürst von A. und Ätolien«. Kaiser Andronikos vereinigte A. wieder mit dem byzantinischen Reiche, mit dem es unter die Herrschaft der Osmanen kam. Vgl. Oberhummer, A., Ambrakia etc. im Altertum (Münch. 1887). – Gegenwärtig bildet A., mit Ätolien (s. d.) vereinigt, einen Nomos des Königreichs Griechenland, der nördlich an die Nomen Arta und Trikkala, westlich und südlich an das Meer, östlich an den Nomos Phthiotis und Phokis grenzt und auf 7489 qkm (136 QM.) Fläche (1896) 170,565 Einw. (23 auf 1 qkm) zählt. A. zerfällt in sechs Eparchien und hat Missolunghi zur Hauptstadt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 222.
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