His [2]

[376] His, Wilhelm, Mediziner, geb. 9. Juli 1831 in Basel, gest. 1. Mai 1904 in Leipzig, studierte in Basel, Berlin, Würzburg und Wien, ward 1857 Professor der Anatomie und Physiologie in Basel und 1872 Professor der Anatomie in Leipzig. H. lieferte Untersuchungen über die Hornhaut, über Lymphdrüsen und Lymphgefäße. Er beschrieb auch mehrere mikroskopische Untersuchungsmethoden (Pinselmethode, Silberimprägnation), konstruierte das Mikrotom und erfand die Modellierung der Embryonen, indem er die Schnittbilder so zusammenfügte, daß eine körperliche und vergrößerte Rekonstruktion der innern Organisation erzielt werden konnte; später widmete er sich hauptsächlich anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Arbeiten. Mit Rütimeyer gab er ein großes Werk über schweizerische Schädelformen: »Crania helvetica« (Basel 1864), heraus. Dem Programm über Häute und Höhlen (1865) folgten Untersuchungen über die Entwickelung des Wirbeltierleibes (1868), die Entwickelung des Hühnchens im Ei (1868), die Entwickelung der Knochenfische, die Entwickelung des Nervensystems (1886 ff.), die Neuroblasten und deren Entstehung im embryonalen Mark (1889); zur Frage der Längsverwachsung von Wirbeltierembryonen (1891), über mechanische Grundvorgänge tierischer Formenbildung (1894), über die Vorstufen der Gehirn- und Kopfbildung bei Wirbeltieren; »Die Entwickelung des menschlichen Gehirns während der ersten Monate« (1904). Hierher gehören auch das Werk »Unsre Körperform und das physiologische Problem ihrer Entstehung« (Leipz. 1874) und die »Anatomie menschlicher Embryonen« (das. 1880–85, mit Atlas). Die Physiologie verdankt ihm die wertvollsten Entdeckungen (Entstehung des Blutes, der Blutgefäße, der Bindesubstanz etc.), auch lieferte er historische Untersuchungen über die Theorie der Zeugung und über die Entdeckung des Lymphsystems in der von ihm und W. Braune herausgegebenen »Zeitschrift für Anatomie und Entwickelungsgeschichte« (Leipz., seit 1875). Er schrieb noch: »Die anatomische Nomenklatur« (Leipz. 1895). Seit 1877 gab er auch den anatomischen Teil des »Archivs für Anatomie und Physiologie« (Leipz.) heraus. »Lebenserinnerungen (1831–1857)« sind als Manuskript gedruckt worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 376.
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