Hittorf [2]

[385] Hittorf, Johann Wilhelm, Physiker, geb. 27. März 1824 in Bonn, habilitierte sich in Münster als Privatdozent und erhielt daselbst 1852 die Professur für Chemie und Physik. H. arbeitete über die Allotropie des Selens und Phosphors und stellte 1865 gemeinsam mit Plücker fest, daß die gleichen Stoffe bisweilen verschiedene Spektra aufweisen können. Er untersuchte 1869 den Durchgang der Elektrizität durch sehr stark verdünnte Gase und fand viele jener merkwürdigen Erscheinungen, die 1879 durch Crookes unter der Bezeichnung »Strahlende Materie« bekannt und effektvoll gemacht wurden. Am bedeutendsten sind Hittorfs Untersuchungen über die Elektrolyse, die er seit 1853 bis in die neueste Zeit fortgeführt hat. Die Abhandlungen von 1853–59 erschienen in Ostwalds Klassikern (»Über die Wanderung der Ionen während der Elektrolyse«, 2. Aufl., Leipz. 1903–04). H. entdeckte u. deutete richtig die fundamentalen Erscheinungen der »Überführung« oder »Jonenwanderung«; er erkannte bereits, was neuerdings so wichtig wurde, daß elektrische Leitfähigkeit in engem Zusammenhang mit der chemischen Wirksamkeit steht, charakterisierte die Elektrolyte als Salze und bestimmte die Spaltung der komplexen Salze durch den Strom. 1898 beschrieb er das elektromotorische Verhalten des Chroms und fand eine neue Erklärung für die Passivität der Metalle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 385.
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