Ingenieurlaboratorien

[831] Ingenieurlaboratorien, Institute an Technischen Hochschulen, die zunächst den Lehrern Gelegenheit zu Forschungsarbeit und zur Beantwortung wichtiger Fragen der Technik auf dem Wege des Experiments geben sollten, dann aber zu einem Lehrmittel für Studierende entwickelt wurden, durch das sie befähigt werden sollen, Versuche auf dem Gebiete der Technik mit Erfolg anzustellen. In den I. wird den Studierenden Gelegenheit geboten, Dampfmaschinen, Gasmaschinen, Elektromaschinen, Pumpen, Werkzeugmaschinen etc. im Betriebe kennen zu lernen und deren Verhalten in bezug auf Bewegung, Kraftentfaltung, Widerstandsfähigkeit, Arbeitsleistung etc. zu prüfen. – Das erste Ingenieurlaboratorium wurde in München 1868 mit der neuen Technischen Hochschule für beide Zwecke errichtet, das vollkommenste, mit allen Mitteln der Neuzeit ausgestattete Ingenieurlaboratorium befindet sich in Dresden. Die größern I. sind in mehrere Abteilungen gegliedert, z. B. in eine kalorische, eine hydraulische und eine allgemeine und die erste mit Anlagen von Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Gasmotoren und Heißluftmaschinen, die zweite mit Druckwassermaschinen und die dritte mit Wasserförderungsmaschinen (Pumpen aller Art, Injektoren etc.), Luftförderungsmaschinen (Ventilatoren, Gebläsen etc.), Druckluftmaschinen, Kältemaschinen, entsprechenden andern Arbeitsmaschinen, sodann mit Kraftübertragungsanlagen (mit Dampf, Druckwasser, Druckluft- und elektrischem Strom) und mit besondern Meßgeräten zum Justieren, Eichen, Vergleichen, Kontrollieren etc. auszustatten. Daß den Studierenden außer den mechanischen Arbeiten auch chemische (Rauchgasanalysen, Brennmaterialuntersuchungen) zugewiesen werden, ist selbstverständlich. Vgl. Josse in den »Mitteilungen aus dem Maschinen-Laboratorium der königlich Technischen Hochschule zu Berlin«, Heft 1 (Münch. 1899); Haußner, Ingenieur-Laboratorien (Wien 1903).[831]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 831-832.
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