Werkzeugmaschinen

[538] Werkzeugmaschinen, Arbeitsmaschinen zur mechanischen Bearbeitung der Metalle, des Holzes etc., bei denen die entsprechenden Werkzeuge (Hammer, Hobeleisen, Scheren, Bohrer, Fräsen, Sägen etc.) mittels Mechanismen in Tätigkeit gesetzt werden. Nach diesen Werkzeugen unterscheidet man Hobel-, Bohr-, Fräsmaschinen etc., außerdem Universal- und Spezialwerkzeugmaschinen, je nachdem sie allgemein (Drehbank, Bohrmaschine, Sägemaschine etc.) oder nur für bestimmte Zwecke (Zahnradhobelmaschine, Zylinderausbohrmaschine u. dgl.) anwendbar sind. Um das Werkzeug (Stahl genannt, wenn es meißelartig wirkt) mittels Werkzeugmaschine zur Wirkung zu bringen, ist eine gegenseitige Bewegung von Arbeitsstück (Werkstück) und Werkzeug erforderlich, durch welche das letztere nach allen Punkten der zu bearbeitenden Fläche gelangt. Dazu dienen stets zwei Bewegungen: die Arbeitsbewegung oder Hauptbewegung, welche die eigentliche Arbeit, z. B. Abnehmen eines Spans, verrichtet, und die Schaltbewegung oder Nebenbewegung, die dem Werkzeug neue Angriffsflächen zuführt. Beide Bewegungen können auf das Werkstück und Werkzeug verteilt sein (wie bei der Sägemaschine) oder auch einem der beiden allein zufallen, wie bei den Bohrmaschinen, wo der Bohrer die drehende Arbeits- und die in der Achsenrichtung notwendige Schaltbewegung gleichzeitig ausführt. Beide Bewegungen sind ferner periodisch wiederkehrende (Hobelmaschine) oder ununterbrochene (Drehbank) oder in der Weise angeordnet, daß eine periodisch und die andre stetig vor sich geht (Sägegatter mit kontinuierlichem Vorschub des Werkstückes). Da die periodischen Bewegungen einen Zeitverlust während der Arbeit bedingen, so werden die stetigen immer vorgezogen, wie unter andern die fortwährend zunehmende Verwendung der Fräsmaschinen und Schleifmaschinen anstatt der Feilmaschine beweist. In der Regel erhalten die W. ihren Antrieb von einer Transmission vermittelst Riemen, in einzelnen Fällen direkt von einer Dampfmaschine (Dampfhammer,[538] Dampfschere) oder von einer hydraulischen Presse (hydraulische W.), oder durch Druckluft (pneumatische W.), in zahlreichen Fällen aber von Elektromotoren. Die W. sind dem Bedürfnis entsprungen, die kostspielige und unsichere Handarbeit auf das geringste Maß zu beschränken. Sie fanden zuerst in England und später erst auf dem Festland Eingang. Dementsprechend blieben lange Zeit die englischen Ausführungen typisch und wurden namentlich in Deutschland vielfach nachgebildet. Die W. in Amerika zeichnen sich durch eine überaus praktische Anordnung der einzelnen Teile, Originalität und Zweckmäßigkeit der Formen und Anpassen an den beabsichtigten Zweck, namentlich durch eine weitgehende Ausbildung von Spezialmaschinen für Massenerzeugung (z. B. Blechbüchsen, Nähmaschinen, Schießwaffen) aus. In Deutschland hat aber nunmehr der Werkzeugmaschinenbau einen solchen Umschwung erfahren, daß die deutschen W. unübertroffen sind; namentlich baut man W. auch für kleine Betriebe, einfache Werkstätten u. dgl. in vorzüglicher Ausführung. Vgl. Hart, Die W. für den Maschinenbau zur Metall- und Holzbearbeitung (2. Aufl., Heidelb. 1874); Pechan, Werkzeuge und W. auf der Weltausstellung in Chicago (Wien 1894); Hartmann, Die W. auf der Weltausstellung in Chicago (Berl. 1894); Richard, Les machines outils à l'Exposition de 1900 (Par. 1902); H. Fischer, Die W. (1. Teil: Metallbearbeitungsmaschinen, 2. Aufl., Berl. 1904, 2 Bde.; 2. Teil: Holzbearbeitungsmaschinen, 1901); Hoyer, Mechanische Technologie, 4. Bd. (4. Aufl., Wiesbad. 1906); Hülle, Die W. und ihre Konstruktionselemente (2. Aufl., Berl. 1908); Diederich, Werkzeugmaschinen (das. 1907); Ruppert, Aufgaben und Fortschritte des deutschen Werkzeugmaschinenbaues (das. 1907); Benjamin, Moderne amerikanische W. (Leipz. 1908); »Zeitschrift für W. und Werkzeuge« (hrsg. von Dalchow, Berl. 1896 ff.).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 538-539.
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