Lehrmittel

[348] Lehrmittel, im weitern Sinn alle Gegenstände, die beim Unterricht der Jugend gebraucht werden, im engern Sinn namentlich solche Gegenstände oder bildliche Darstellungen, die zur Veranschaulichung des Unterrichts dienen. Nachdem in frühern Zeiten der hohe Wert der sinnlichen Anschauung für die Bildung des Geistes lange übersehen oder doch wesentlich unterschätzt worden ist, liegt gegenwärtig die Gefahr der Übertreibung nach der entgegengesetzten Seite nicht mehr fern. Herstellung und Feilbietung von Lehrmitteln sind zum schwunghaften Gewerbzweig geworden. Infolgedessen sind Karten, Abbildungen, Modelle in großer Auswahl und in stets zunehmender Vollkommenheit entstanden. Aber nicht immer wird beachtet, daß für die Schule nur das Einfache, Typische, geeignet ist. Um dem Lehrerstand die Übersicht über die steigende Flut der L. zu erleichtern, werden in der Gegenwart mit größern Lehrerversammlungen[348] meistens Lehrmittelausstellungen verbunden. Auch haben einige Regierungen, größere Städte, Lehrervereine etc. derartige Ausstellungen oder Schulmuseen ständig eingerichtet; berühmt ist die Sammlung des National Board of Education in Washington und als eine der ältesten in Europa die Schulausstellung in Zürich (seit 1875). Weiteres s. unter Schulmuseum. Als unentbehrliche L. für den vollen Unterrichtsbetrieb der preußischen Volksschule bezeichnet die Falksche Allgemeine Verfügung vom 15. Okt. 1872 außer den in der Schule eingeführten, auch dem Lehrer in je einem Abdruck zu liefernden Lehr- und Lernbüchern: 1) Globus, 2) Wandkarte der Heimatsprovinz, 3) Wandkarte von Deutschland, 4) Wandkarte von Palästina, 5) einige Abbildungen für den weltkundlichen Unterricht, 6) Alphabete weithin erkennbar auf Holz- oder Papptäfelchen geklebter Buchstaben zum Gebrauch beim ersten Leseunterricht, 7) eine Geige, 8) Lineal und Zirkel, 9) eine Rechenmaschine. Für mehrklassige Schulen werden diese L. angemessen ergänzt. Vgl. »Lehrmittelschau« (Leipz. 1894–1900; fortgesetzt in der Wochenschrift »Deutsche Schulpraxis«, das.); Schröder, Führer durch die L. Deutschlands (Magdeb. 1904 ff.); Hübner, Die deutschen Schulmuseen (Bresl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 348-349.
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