Isturīz

[68] Isturīz, Francisco Javier de, span. Staatsmann, geb. 1790 in Cadiz, gest. 16. April 1871, bereitete nach der Rückkunft Ferdinands VII. in Verbindung mit seinem Bruder, Tomas de I., der 1812–14 Cortesdeputierter war, den Aufstand vor, der die Konstitution wiederherstellte, wurde 1822 Cortesdeputierter, 1823 Präsident der Cortes und begab sich mit nach Sevilla, wo er für die Suspendierung des Königs stimmte. Die Restauration fällte über ihn das Todesurteil, jedoch entkam er nach London. Infolge der Amnestie durfte er 1834 nach Spanien zurückkehren, wo er sich wieder der äußersten Partei anschloß und den Aufstand der Milicia urbana gegen Toreno (im August 1835) anzetteln half. I. mußte sich darauf eine Zeitlang verborgen halten. Als aber Mendizabal an die Spitze des Ministeriums trat, wurde er dessen vertrauter Berater und Präsident der Kammer. I. zerfiel indes bald mit Mendizabal, führte den Sturz des Ministeriums herbei und erhielt 15. Mai 1836 den Vorsitz und das Auswärtige im neuen Ministerium. Dieses wurde jedoch bereits im August 1836 durch den Aufruhr in La Granja, der die Königin zur Proklamation der Verfassung von 1812 zwang, gestürzt. I. ging nach Paris, kehrte aber 1837 zurück und kam 1838 wieder in die Cortes, deren Präsident er ward. Espartero stand er feindlich gegenüber und wirkte heimlich für die Rückkehr der Königin Christine. 1846 war er Präsident des Ministeriums, während dessen die sogen. spanischen Heiraten zustande kamen. Zwischen den Jahren 1847 und 1862 verwaltete er mehrfach wichtige Gesandtschaften, ward Präsident des spanischen Staatsrats und vertrat 1863 bis 1864 Spanien am französischen Hof, worauf er sich in das Privatleben zurückzog.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 68.
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