Espartēro

[110] Espartēro, Joaquin Baldomero Fernandez, Herzog de la Vitoria, geb. 27. Febr. 1793 zu Granatula in der Mancha, gest. 8. März 1879 in Logroño, ward wegen seines schwächlichen Körpers für den geistlichen Stand bestimmt, trat aber bei dem Einfall der Franzosen 1809 als Freiwilliger in die Armee. 1815 nahm er an der Expedition des Generals Morillo gegen die Kolonien in Südamerika Anteil und zeichnete sich so aus, daß er bis 1823 zum Brigadier befördert ward. Nach der Niederlage bei Ayacucho kehrte er 1825 nach Spanien zurück. Bei Isabellas Thronbesteigung 1833 erklärte er sich sogleich für die junge Königin und ward nach dem Ausbruch des Karlistenkriegs zum Kommandanten der Provinz Vizcaya ernannt. Nachdem er im August 1836 Madrid vor einem karlistischen Handstreich gerettet, wurde er zum Generalkapitän der baskischen Provinzen ernannt. Als solcher bewerkstelligte er den Entsatz des wichtigen Bilbao, indem er 24. Dez. 1836 die karlistischen Linien von Lluchana erstürmte. Zum Dank erhielt er den Titel eines Grafen von Lluchana. Für seine Erfolge im Feldzug von 1839 zum Granden erster Klasse und Herzog de la Victoria erhoben, krönte er seine Siege durch den Abschluß der Kapitulation von Vergara (31. Aug. 1839) mit Maroto, infolge deren Don Carlos nach Frankreich floh. Seitdem war er der mächtigste Mann in Spanien, dem die Regentin und ihre Minister weichen mußten. 1837 in die konstituierenden Cortes gewählt, schloß er sich den Exaltados an. 1840 empörte er sich gegen die reaktionäre Regierung der Königin Christine. Nach einem glänzenden Einzug in Madrid begab sich E. mit seinen Ministern zu Christine nach Valencia und nötigte diese zur Abdankung 10. Okt., worauf E. 18. Mai 1841 durch die Cortes zum Regenten von Spanien erwählt ward. Er führte das Staatsruder mit Kraft, Gewandtheit und Klugheit, hielt gleichmäßig in Valencia und Barcelona die Republikaner, in Pamplona und Madrid die Anhänger Christinens nieder und trieb in den baskischen Provinzen die Insurgenten zu Paaren. Aber durch engen Anschluß an England erbitterte er Frankreich und verletzte durch Günstlingswirtschaft selbst einen Teil seiner Anhänger; die infolge der Amnestie vom 9. Mai 1843 zurückgekehrten Moderados, d. h. Anhänger Christinens, verbanden sich mit den Republikanern und Progressisten, und so brach endlich ein Aufstand gegen den Regenten aus, an dessen Spitze Narvaez, Esparteros alter persönlicher Feind, stand, der nach einem Sieg über die Partei des Regenten 22. Juli 1843 in Madrid einzog. E. gab hierauf seine Sache verloren und floh nach England. 1848 wieder in seine Würden eingesetzt, kehrte er nach Spanien zurück, zog sich aber infolge einer Spannung mit dem Hof im Februar 1848 nach Logroño zurück, bis im Juni 1854 die progressistische Bewegung ausbrach, die unter O'Donnells Leitung mit dem Sturz der verfassungsfeindlichen Regierung endete. Um ihren Thron zu retten, mußte sich die Königin dem ehemaligen Regenten in die Arme werfen und ernannte ihn 19. Juli zum Ministerpräsidenten. E. versuchte darauf die verschiedenen liberalen Fraktionen unter seiner Führung zu verschmelzen. Da er dies nicht vermochte, legte er 14. Juli 1856 sein Amt nieder, zog sich abermals nach Logroño zurück und ließ sich auch dadurch nicht wieder verlocken, zur Politik zurückzukehren, daß man nach der Vertreibung der Königin Isabella 1868 daran dachte, ihm die Krone von Spanien anzutragen. Vgl. Florez, E., historia de su vida militar y politica (Madr. 1841–45, 4 Bde.); Mariano, La regencia de B. E. (1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 110.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika