Bilbao

[858] Bilbao (baskisch Ibaizabel), Hauptstadt der span. Provinz Vizcaya, wichtiger Hafen- und Handelsplatz, liegt malerisch im Tale des schiffbaren Nervión, der B. in B. la Vieja (Altbilbao), am linken, und das eigentliche B., am rechten Ufer, teilt und von vier Brücken überspannt wird, und ist durch Eisenbahnen mit Tudela, San Sebastian und den beiden Vorhäfen Portugalete und Las Arenas verbunden. Unterhalb Altbilbao ist ein ausgedehnter Stadtteil im Entstehen. B. ist regelmäßig gebaut, hat drei Kirchen aus dem 14. Jahrh., Theater, Wasserleitung, schöne Promenaden, einen botanischen Garten und zählt (1900) 83,306 (1870 erst 20,000) Einw. Die Bedeutung von B. als Handels- und Industriestadt beruht auf der Ausbeutung der nahen, unerschöpflichen Lager von Eisenerz, das in B. teilweise verhüttet und verarbeitet, hauptsächlich aber ins Ausland verschifft wird. Der Hafen ist seit 1878 durch die Regulierung des Flusses, den nun bei einer Tiefe von 3 m auch Seeschiffe bis B. befahren können, durch elektrische Beleuchtung, die sich auch auf die 12 km lange Flußstrecke bis zur Mündung in die Bai von B. erstreckt, und durch umfangreiche Dammbauten etc. wesentlich verbessert worden. Weiter ist der Außenhafen, der an der durch mehrere Batterien befestigten Nervionmündung gebaut und durch zwei mächtige Dämme geschlossen wird, der Vollendung nahe. 1900 liefen 2415 Schiffe von 2,342,239 Ton. aus. Ausfuhrartikel sind: Eisenerz (1900: 4,6 Mill. T. im Werte von 55 Mill. Pesetas), Roheisen und Schafwolle. Eingeführt wurden 1900: Steinkohlen (20,7 Mill. Pesetas), Koks (4,7 Mill.), Holz (1,9 Mill.), Stockfisch (8,1 Mill.), Maschinen etc. Der Wert der Ein- und Ausfuhr betrug 128,5 Mill., bez. 66,4 Mill., der des Küstenhandels 25,7 Mill., bez. 57,9 Mill. Pesetas. Die Industrie der Stadt ist namentlich durch Eisen- und Stahlwerke, Eisengießereien, Schiffswerften, Mühlen, Fabriken für Papier, Zwieback, Konserven, Zement, Tonwaren, Leder, Segeltuch, Seilerwaren etc. vertreten. B. ist Sitz eines Gouverneurs und zahlreicher auswärtiger Konsuln (darunter eines deutschen), hat eine katholische Universität (in Deusto), ein Kollegium mit Bibliothek und Museum, eine Marineschule und eine Bank. – B. (ursprünglich Belvao, vizcayisch soviel wie schöne Furt, lat. Bilbaum, auch Bellum Vadum) ward 1300 n. Chr. von Diego Lopez de Haro an der Stelle des alten Flaviobriga erbaut. Durch günstige Lage und weitgehende Privilegien kam es bald empor. In den innern Kriegen Spaniens litt es nur wenig, desto mehr aber in den Kriegen mit Frankreich; so ward es nach der Schlacht von Ormea 17. Juli 1795 und dann wieder 1808 (bis 1813) von den Franzosen genommen. 1835 ward B. von den Karlisten unter Anführung Zumalacarreguis belagert, bis Espartero den Entsatz bewirkte; die Stadt erhielt den Titel »die Unbesiegte«. Auch im zweiten Karlistenkriege 1873–74 wurde es monatelang von Elio eingeschlossen, aber 2. Mai 1874 von Concha befreit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 858.
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