Jasmīnum

[203] Jasmīnum L. (Jasmin), Gattung der Oleazeen, aufrechte oder windende Sträucher mit gegenständigen, selten abwechselnden, unpaarig gefiederten oder anscheinend einfachen Blättern, gelben oder weißen, sehr häufig wohl riechenden Blüten in endständigen Dichasien oder Trauben, selten endständig und einzeln. Die Frucht ist eine Beere. Etwa 140–160 Arten in den tropischen und subtropischen Gebieten von Asien, Australien, Afrika, die meisten in Ostindien und im Indischen Archipel. J. officinale L. (echter Jasmin), ein wenig rankender, 4–5 m hoher Strauch mit gegenüberstehenden, dreijochig gefiederten Blättern und weißen Blüten in Traubendolden, stammt aus dem wärmern Vorderasien, ist in Südeuropa und Südamerika vielfach verwildert uno wird, wie auch J. grandiflorum L. (Malabarjasmin), aus dem Himalaja, vielfach kultiviert, besonders auch in der Gegend von Cannes, wo man aus den äußerst wohlriechenden Blüten mit Hilfe von Fett oder Öl die Jasminpomade und das Jasminöl bereitet. Aus der Pomade erhält man dann durch Extrahieren mit Alkohol das Jasminextrakt. In der Türkei fertigt man Pfeifenrohre aus geraden Schößlingen von kultiviertem Jasmin. J. officinale uno einige andre Arten ertragen, gut gedeckt, unsre Winter, während andre im Kalthaus überwintert werden müssen. Mit den Blüten von J. Sambac Vahl. (arabischer Jasmin, Nachtblume, Sambac), einem 5–6 m hohen, schlingenden Strauch mit einfachen, ei- oder fast herzförmigen Blättern und meist dre: blütigen Blütenständen mit weißen, nach dem Abfallen purpurnen Blüten, in Ostindien, bestreut man die Zimmer und Tempel; auch bereitet man aus den Blüten (Flores Manorae) ein wohlriechendes Wasser. Der Strauch wird in den Tropen der Alten und Neuen Welt häufig kultiviert, und in China dienen die Blüten wie die von J. paniculatum zum Beduften des Tees. J. nudiflorum Lindl. (Winterjasmin), aus China, von steifem Wuchs, mit großen gelben, wohlriechenden Blüten, die vor den Blättern erscheinen, hält in Süddeutschland im Freien aus. Fälschlich nennt man den gemeinen Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius) Jasmin.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 203.
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