Kardināl [3]

[621] Kardināl (Cardinalis By., Coocoborus L.). Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Finken (Fringillidae) und der Unterfamilie der Papageifinken (Pitylinae), etwas gestreckt gebaute Tiere mit kräftigem, kurzem, spitzem, am Grunde sehr breitem, auf der Firste gekrümmtem Schnabel, kurzen Flügeln, langem, ausgeschweiftem Schwanz und aufrichtbarem Schopf. Der K. (virginische Nachtigall, Cardinalis virginianus Bp., Coccoborus virginianus L. s. Tafel »Stubenvögel II«, Fig. 13) ist 22 cm lang, 30 cm breit, ziemlich einfarbig, dunkelrot, an Zügel, Kinn und Oberkehle schwarz, der Schnabel ist korallenrot. Das Weibchen ist weniger schön, und seine Haube ist kürzer. Der K. bewohnt das südliche und mittlere Nordamerika, besonders die Küstenländer und geht im Winter bei starker Kälte südlich. Er lebt in Wäldern und Gärten, im Sommer paarweise, im Herbst und Winter in kleinen Gesellschaften, fliegt schnell und geräuschvoll, nistet im Busch oder auf einem Baum (im Süden oft dreimal im Jahr) und legt 4–6 schmutzigweiße, braun gefleckte Eier. Er nährt sich von Sämereien, besonders gern von Getreide, Mais, auch von Obst, Beeren, Kerbtieren und stellt auch den Bienen nach. Man schätzt ihn wegen seines Gesanges, den er sehr fleißig ertönen läßt, und den die Amerikaner begeistert preisen. Er wird auch in großer Zahl nach Europa gebracht und pflanzt sich im Käfig leicht fort. Nahe verwandt ist der kleinere Dominikanerfink (Paroaria dominicana Bp., s. Tafel »Stubenvögel II«, Fig. 12), mit schiefergrauem Rücken, Flügeln und Schwanz, weißer Unterseite und blutrotem Kopf und Vorderhals. Er findet sich in Nordbrasilien, lebt im Gebüsch, ist still und einfältig, hat einen kurzen, zwitschernden Gesang und hält sich im Käfig sehr gut. Außerdem kommen auch ein grauer (Paroaria cucullata Müll.) und ein grüner K. (Gubernatrix cristatella Vieill.) aus Südamerika, der aber zu den Ammern gehört, auf den Markt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 621.
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