Kattūn

[757] Kattūn (v. arab. katon, »Baumwolle«), glattes, leinwandartig gewebtes Baumwollenzeug mit 26 Ketten- und 20–27 Schußfäden auf 1 cm, Kette Nr. 40 englisch = 67 metrisch, Schuß Nr. 30 englisch = 51 metrisch, wird roh und gebleicht als Hemdenstoff, bedruckt als Blusenstoff benutzt. Einfarbige, gesteifte, und geglättete Kattune heißen Sarsenets und Futterleinwand. Bedruckte Kattune (in England meist Kalikos, in Frankreich Indiennes genannt) bilden einen der wichtigsten Artikel der Web- und Druckindustrie in England, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Sie kamen ursprünglich aus Indien nach Europa; aber die Maschinenproduktion hat jetzt in Indien Handarbeit verdrängt. Die ersten Spuren der Verfertigung von Baumwollenzeug finden sich nach Herodot bei Völkern in der Gegend des Kaspischen Meeres, dann bei den Ägyptern, von denen diese Kunst zu den Indern überging. Diese trieben schon 138 v. Chr. mit gedruckten und gemalten baumwollenen Zeugen Handel nach China. Bis zu Ende des 18. Jahrh. zeichneten sich die ostindischen Kattune vor andern durch Lebhaftigkeit und Festigkeit der Farben aus. Auch wird bei den Indern viel K. bemalt, indem man den Umriß des Musters vorher mit durchlöcherten Papierschablonen und Kohlenstaub aufträgt. Gegen Ende des 17. Jahrh. singen die Holländer an, die ostindischen weißen Gewebe zu bedrucken; dies wurde bald in Hamburg, Augsburg, in der Schweiz, in Sachsen etc. nachgeahmt, und später webte man die Kattune selbst. Zuerst gelangte die Kattunindustrie in England zu kolossaler Entwickelung; während der Napoleonischen Kriege gründete u. verfeinerte dann auch Frankreich, namentlich das Elsaß, seine Druckerei und behauptete später, besonders in feinerer Ware, den Vorrang. Gegenwärtig ist auch die deutsche Kattunindustrie hoch entwickelt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 757.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: