Kentauren

[837] Kentauren (griech., lat. Centauri), im griech. Mythus ein wildes, trunk- und weibersüchtiges Volk in den Bergen Thessaliens, besonders am Öta und Pelion, Nachkommen des Kentauros, des Sohnes des Ixion (s. d.) und der Nephele, dessen Söhne mit Stuten die eigentlichen als Mischgestalten von Mensch und Pferd gedachten Hippokentauren erzeugten. Doch kannte die Sage auch K. wie Chiron und Pholos andern Ursprungs. In dem bei der Hochzeit des Peirithoos (s. d.) durch ihre Trunkenheit und Lüsternheit entstandenen Kampf mit den Lapithen (Kenauromachie) gingen sie teils zugrunde, teils wurden sie versprengt, besonders nach Arkadien, wo Herakles mit ihnen kämpfte (s. Pholos). Die bildende Kunst gab den K. anfangs volle Menschengestalt mit dem Anhängsel eines Pferdekörpers, dann den Oberleib eines Menschen und den Unterleib eines Pferdes. Darstellungen von K. waren ein beliebter Gegenstand der Plastik wie der Malerei, vor allem die Kentauromachie, die uns Tempelfriese und Metopen vom Theseion, Parthenon, von Phigalia und die Westgiebelgruppe des Zeustempels zu Olympia zeigen. Später erschienen sie im Gefolge des Dionysos, namentlich den Siegeswagen des Gottes ziehend und in genrehaften Darstellungen, mit Eros auf dem Rücken, so die beiden vorzüglich gearbeiteten K. von Aristeas und Papias aus Aphrodisias im Kapitolinischen Museum (mehrfach im Altertum kopiert, Wiederholungen im Vatikan, im Louvre etc.; s. Abbildung) mit ihren gleichgestalteten Weibern und Kindern und ähnlichem. Manche halten sie für Personifikationen der Wildbäche, andre für Winddämonen und identisch mit den indischen Gandharva.

Kentaur und Eros (Paris, Louvre).
Kentaur und Eros (Paris, Louvre).

Vgl. E. H. Meyer, Indogermanische Mythen I: Gandharven-K. (Berl. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 837.
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