Kioto

[28] Kioto (»Hauptstadt«, früher auch Miyako oder auch Saikyo, »Westhauptstadt«), Hauptstadt der japanischen Provinz Yamashiro im südlichen Nippon, in einer fruchtbaren Ebene, durchflossen vom Kamogawa, über den mehrere schöne Brücken führen, im W. des Biwasees und an der nach Osaka und nordwärts führenden Eisenbahn, sehr regelmäßig gebaut, hat gerade, reinliche Straßen, 93 Kamihallen und 945 jedoch vielfach verfallene Buddhatempel, darunter der Nishi Hongwantschi, ein prachtvoller Doppeltempel, der Dai Butsu mit 25 m hoher vergoldeter Holzstatue Buddhas und der Sanjusangendo mit 686 vergoldeten Götzenbildern. Die Stadt hat zwei große hölzerne Paläste des Mikado und der Schôgune, letzterer mit großer Ringmauer, beide reich verziert, aber jetzt verödet, und (1898) 353,139 Einw., deren Industrie in Seidengeweben, Silber-, Bronze- und Emailwaren, Porzellan und Steingut noch immer den ersten Rang in Japan behauptet. Als Vorort und Hafen von K. gilt Fushimi (s. d.). – K. war von 794 n. Chr. bis 1868 Residenz des Mikado von Japan, ehe dieser nach Tokio übersiedelte. Von 1336–1572 war K. auch die Residenz der Schôgune aus dem Hause Ashikaga, denen es die Blüte seiner Metall-, Papier- und Lackindustrien verdankte. Bei den Portugiesen und Holländern hieß K. im 16. und 17. Jahrh. Meaco (japan. Miyakò = Hauptstadt). Nach der Verlegung der Residenz des Mikado nach Yedo, das deshalb den Namen Tokyo (»Ostresidenz«) erhielt, kam für K. die Bezeichnung Saikyo (»Westresidenz«) in Anwendung. 1895 fand in K. eine allgemeine Landesausstellung statt. 1899 wurde dort eine Universität gegründet, die einstweilen aber erst zwei Fakultäten (Recht und Ingenieurwesen) hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 28.
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