Kiusiu

[82] Kiusiu (Kiushiu, »Neunland«), die südlichste und zweitgrößte der vier großen japan. Inseln (s. Karte »Japan«), von Hondo durch die Straße von Simoneseki, von Sikoku durch die Bungostraße getrennt, zwischen 30°58'–33°57' nördl. Br. und 129°35' bis 132°5' östl. L., 40,372 qkm, mit den Nebeninseln und den Liukiu-Inseln 43,615 qkm mit (1898) 6,280,135 Einw. (156 auf 1 qkm). Die Westküste ist zerrissen, das Innere durchaus gebirgig (1400–1500 m, im Kirishima 1688, im Ichibusa 1820 m); tätige Vulkane sind der Asotake (1690 m) in der Landschaft Higo und der Unzen (1483 m) in der Landschaft Hizen; heiße Quellen und Erdbeben sind häufig. Die Gewässer sind unbedeutend. Die Insel ist reich an Kohle, Tabak, Kampfer, Pflanzentalg; bedeutend ist der Zuckerrohrbau (1892 wurden von 10,291 Hektar 24,428 Ton. Rohzucker gewonnen). Die Industrie erzeugt vortreffliches Porzellan und Fayence (Hizen und Satsuma). K. (die neun Provinzen des Saikaido, der »Westseestraße«) bildet jetzt die Ken Nagasaki, Fukuoka, Oida, Kumamoto und Kagoshima. Die bedeutendsten Häfen sind Nagasaki, Schimoneseki, Noji, Kuchinotou; die Häfen von K. vermittelten 1900 etwa ein Zehntel des ganzen japanischen Außenhandels. In den vier Haupthäfen verkehrten 1900: 2377 japanische Schiffe mit 1,786,474 Ton. und 1431 fremde mit 2,999,665 Ton. – Die Insel spielt in der Geschichte Japans eine hervorragende Rolle. Am Vulkan Kirishimayama fängt die sagenhafte Geschichte des japanischen Herrscherhauses an; in Funai, der Hauptstadt von Bungo, wurde von Franz Xaver 1549 die erste Christengemeinde gebildet; Hirado hatte 1609–40 eine holländische und 1613–23 eine englische Faktorei; nach der Vertreibung der Portugiesen fand 1641–1856 zu Nagasaki der beschränkte Verkehr mit dem Ausland (Holland und China) statt; in Kagoshima, der Hauptstadt von Satsuma, residierte die mächtige Daimyofamilie Shimadzu und fand 1877 der große Aufstand statt. Durch seine Kohlenbergwerke ist K. für den Seehandel Ostasiens von größter Bedeutung geworden. Saseho im NW. der Insel ist der dritte Kriegshafen Japans. Trotz der Berge ist der Norden und Westen der Insel von einem Eisenbahnnetz durchzogen, das bis Kagoshima im S. verlängert werden soll. 1901 wurde das große kaiserliche Stahlwerk zu Yawatamura in Chikuzen in Betrieb gesetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 82.
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