Liukiu

[624] Liukiu (Riukiu, Lu-tschu), japan. Inselgruppe (s. Karte »Japan und Korea«) zwischen dem Ostchinesischen Meer im W. und dem Großen Ozean im O., die sich von der Colnettstraße unter 30° nördl. Br. in südwestlicher Richtung gegen Formosa bis 24° südl. Br. 1100 km weit hinzieht, umfaßt außer den 7 Liuschoteninseln oder Kawabe-Schichito (111 qkm) 59 Inseln, darunter 36 bewohnte, im ganzen 3689 qkm mit etwa 500,000 Einw. Die L. zerfallen in drei Gruppen: eine nördliche, Hokubuschoto, 1342 qkm, neun Inseln, von denen Amami-Oshima (805 qkm mit 50,000 Einw.) mit dem Hafen Naseminato die größte ist; eine mittlere, Tsubuschoto oder Groß-Liukiu, 1531 qkm, 25 Inseln, von denen Okinawa (1348 qkm) mit dem Hauptort Naba (1898: 35,453 Einw.) und dem Hafen Shuri (24,809 Einw.) die bedeutendste ist; eine südliche, Nambuschoto (816 qkm), 15 Inseln, darunter Iriomoto (310 qkm) und Ischigaki (246 qkm). Die nördliche Gruppe gehört zum Ken Kagoschima, die beiden andern bilden den Ken Okinawa (Hauptstadt Naba) mit 2420 qkm und (1898) 453,550 Einw. Die Inseln erheben sich meist steil aus dem Meer. Geologisch unterscheidet man eine innere vulkanische und eine äußere, dem Großen Ozean zugewandte, nichtvulkanische Reihe, von Korallenriffen umgeben. Die letztere wird von den größern Inseln gebildet und besteht aus gefaltetem Gneis, Tonschiefer und kohleführenden Schichten zweifelhaften Alters, die innere Kette von kleinern Inseln (Kumashima, der nur 165 m hohe Vulkan Torishima [Sulphur Island], die Linschoten und Okino-Erabushima die bekanntesten). Das Klima geht vom subtropischen ins tropische über und gilt durchweg für angenehm und gesund; nur Taifune und Erdbeben bringen Gefahren. Der Boden ist meist sehr fruchtbar und bringt außer Reis, Zuckerrohr, Weizen, Mais und einer Fülle der schönsten Früchte Tee, Pfeffer, Baumwolle, Tabak und Firnisbäume hervor; berühmt sind die Farbhölzer. Die Bewohner gehören nach Körperbeschaffenheit, Sprache und Sitte zu den Japanern; das niedere Volk steht den Chinesen näher. Der Handelsverkehr ist nicht bedeutend, jährlich für etwa 1 Mill. Mk. Einfuhr und 0,5 Mill. Mk. Ausfuhr. Dampfer fahren regelmäßig von Kobe und Kagoshima nach Nase und Naba. Der letztere Hafen wurde 1894 dem Handel mit China geöffnet. Vgl. die Arbeiten von S. Yoschiwara im »Journal of the College of Science« (Bd. 16, Tokio 1901). – Die Inselgruppe bildete früher ein selbständiges Königreich, das seit dem 15. Jahrh. die Oberhoheit Chinas anerkannte und an dieses einen kleinen jährlichen Tribut zahlte. Seit 1609 hielten die Fürsten von Satsuma im Auftrag des Schogunats eine Besatzung und politische Berater auf den Inseln. Doch fuhr der König fort, auch an China Tribut zu zahlen. Als jedoch 1874 Japan sich mit China betreffs Formosa auseinandersetzte, verbot es die weitere Übersendung von Geschenken an jenes und stellte 1876 die Gruppe als Okinawa Ken ganz unter japanische Verwaltung. Der König der Inseln wurde mediatisiert und 1879 gefangen nach Tokio gebracht. Vgl. B. H. Chamberlain, The Luchu Islands and their Inhabitants (im »Geographical Journal«, Bd. 10, 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 624.
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