Kokosöl

[251] Kokosöl (Kokosnußöl, Kokosfett, Kokostalg), aus den Früchten verschiedener Palmen, besonders der Kokospalme, gewonnenes Fett. Die Früchte enthalten davon 68 Proz., und zur Gewinnung desselben werden die Fruchtkerne aus der Schale herausgenommen, an der Sonne getrocknet oder in Wasser gekocht, zerstoßen und dann gepreßt. Aus den Kernen frischer reifer Kokosnüsse hergestellte Schnitzel werden mit Zucker bestreut und getrocknet (dessicated copra) und in Konditoreien benutzt. Das K. ist weißlich, von Salbenkonsistenz, riecht eigentümlich nach flüchtigen, fetten Säuren, schmeckt mild, schmilzt bei 20–28° und erstarrt langsam bei 16–20,5°. Durch kalte Pressung gewinnt man ein schon bei 10° flüssiges Fett, das in den Heimatländern der Kokospalme als Genußmittel dient, aber nicht in den Handel kommt. K. löst sich verhältnismäßig leicht in kaltem Alkohol, in Äther, flüchtigen und fetten Ölen, wird an der Luft leicht ranzig und läßt sich mit starker Alkalilauge schon bei mäßiger Wärme leicht verseifen; es besteht im wesentlichen aus den Glyzeriden der Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Kapryl-, Kaprin- und Kapronsäure (das Gemenge dieser fetten Säuren hielt man früher für eine einheitliche Substanz und nannte sie Kocinsäure). Das K. wurde früher nur auf Ceylon, auf den Sundainseln, in Kotschinchina gewonnen, während es gegenwärtig zum großen Teil in Europa aus getrockneten Kernen (Kopra, Kopperah) gepreßt wird, die aus Brasilien, Sydney, Bengalen, Ceylon, Siam zu uns kommen. In Indien benutzt man es seit alten Zeiten als Nahrungs- und Heilmittel, bei uns seit den letzten Jahrzehnten zur Seifenfabrikation und zur Gewinnung fester, fetter Säuren für die Kerzenfabrikation (Stearinkerzen). Auch hat man aus K. ein billiges Speisefett, Kokosbutter (Pflanzenbutter), dargestellt. Das Gemisch der fetten Säuren wird in Ester übergeführt und liefert so eine Kognakessenz zur Herstellung von künstlichem Kognak.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 251.
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