Kraepelin

[595] Kraepelin, Emil, Mediziner, geb. 15. Febr. 1856 in Neustrelitz, studierte in München, Würzburg und Leipzig, arbeitete dann an den klinischen Anstalten in München und Leipzig und wurde 1886 Professor der Psychiatrie in Dorpat, 1890 in Heidelberg und 1903 in München. K. wandte planmäßig die Methoden der experimentellen Psychologie auf psychische Störungen an und mußte bei der Neuheit dieser Forschungen vielfach auch auf normale psychische Erscheinungen und Prozesse eingehen. Auf Grund seiner Forschungen und Erfahrungen baute er ein ganz neues System der Geisteskrankheiten auf, bei dem besonders das Prinzip der Einteilung neu und eigenartig ist. Für die Allgemeinheit sind Kraepelins Bestrebungen auf dem Gebiete der gerichtlichen Medizin, besonders des Strafrechts von Interesse. Auch entfaltete er eine rege Tätigkeit, um dem geistigen Leben im Bereich der allgemeinen und individuellen Gesundheitspflege zu demselben Schutz zu verhelfen, wie er dem körperlichen zuteil wird. Besonders zu erwähnen sind noch seine Arbeiten über den Einfluß akuter Krankheiten auf die Entstehung von Geisteskrankheiten, die Trugwahrnehmungen, die Zeitdauer einfacher psychischer Vorgänge, die psychische Schwäche, die Assoziation, die Psychologie des Komischen, die Erinnerungsfälschungen, die Psychologie des Verbrechens etc. Er schrieb: »Psychiatrie. Ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte« (Leipz. 1883; 7. Aufl. 1904, 2 Bde.); »Zur Hygiene der Arbeit« (Jena 1896); »Zur Überbürdungsfrage« (das. 1897); »Die psychiatrischen Aufgaben des Staates« (das. 1900); »Einführung in die psychiatrische Klinik« (Leipz. 1901, 2. Aufl. 1905); »Die Arbeitskurve« (das. 1902); »Über geistige Arbeit« (4. Aufl., Jena 1903). Auch gibt er die »Psychologischen Arbeiten« heraus (bisher 4 Bde., Leipz. 1895–1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 595.
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