Neustrelitz

[581] Neustrelitz, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz, zwischen dem Zierker und Glambecker See, Knotenpunkt der preußischen, bez. mecklenburgischen Staatsbahnlinien Berlin-Stralsund, N.-Warnemünde und N.-Buschhof, 83 m ü. M., ist regelmäßig in der Form eines achtstrahligen Sternes gebaut, dessen Mittelpunkt der stattliche Marktplatz mit dem 1866 errichteten Standbild des Großherzogs Georg bildet, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche (darunter die neue Hof- und Schloßkirche mit zwei Türmen und die 1768–78 im italienischen Stil erbaute Stadtkirche), ein schönes, in dorischem und römischem Stil erbautes großherzogliches Schloß (außerhalb der Stadt, mit Bibliothek, Münzkabinett, Sammlung obotritischer Altertümer und schönem Park, in dem sich das Mausoleum mit einer Nachbildung des Sarkophags im Mausoleum zu Charlottenburg befindet), das Karolinenpalais und das Marienpalais, einen prachtvollen Marstall in byzantinischem Stil, ein Schauspielhaus, ein schönes Rathaus und (1905) mit der Garnison (ein Grenadierbataillon Nr. 89 und eine Batterie Feldartillerie Nr. 24) 11,656 Einw., davon 250 Katholiken und 65 Juden. Außer mehreren großen Dampfmahl- und Schneidemühlen bestehen daselbst 2 Maschinenfabriken und Eisengießereien, eine Schiffbauanstalt, eine Dampfmolkerei, Konserven-, Essig- und Ofenfabrikation, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Schiffahrt etc. N. ist Sitz des Staatsministeriums und der höchsten Landeskollegien, hat ein Landgericht, eine Oberförsterei, Gymnasium, Realschule und eine vorzügliche Hofkapelle. Durch den Zierker See steht N. mit der Havel und Elde in schiffbarer Verbindung. Zum Landgerichtsbezirk N. gehören die zehn Amtsgerichte zu Feldberg, Friedland i. M., Fürstenberg i. M., Mirow, Neubrandenburg, N., Schönberg i. M., Stargard i. M., Strelitz und Woldegk. In unmittelbarer Nähe der Stadt liegen herrliche Laubwaldungen; 2 km südlich liegt Altstrelitz (s. Strelitz); 9 km nordwestlich das Lustschloß Hohenzieritz (s. d.). – N. steht an der Stelle der alten Feste Lunkin oder Lienke, die schon 930 zerstört wurde und nur als Hof Glienke fortbestand; die jetzige Stadt wurde erst 1726 angelegt und erhielt 1733 Stadtrecht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 581.
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