Kries

[682] Kries, Johannes von, Mediziner, geb. 6. Okt. 1853 in Roggenhausen (Westpreußen), studierte in Halle, Leipzig, Zürich, arbeitete bei Helmholtz in Berlin, wurde Assistent von Ludwig in Leipzig, habilitierte sich 1878 als Privatdozent an der dortigen Universität, ging 1880 als Professor der Physiologie nach Freiburg und erhielt 1884 daselbst die ordentliche Professur. Er arbeitete besonders über die Physiologie der Sinnesorgane und experimentelle Psychologie, studierte die Erkennungszeiten für Tastempfindungen, Gehör- und Lichtreize und lieferte bedeutsame Untersuchungen zur Physiologie des Sehens, die zum Teil auch der Augenheilkunde zugute kamen. Dahin gehören der an Ermüdungsversuchen erbrachte Nachweis, daß man nur drei Grundfarben, Rot, Grün und Violett, annehmen darf, Studien über den Wettstreit der Sehrichtungen bei divergierendem Schielen, über angeborne Farbenblindheit und über das Augenmaß. Andre Arbeiten betreffen die Abhängigkeit der Reaktionszeit vom Orte des Reizes, das psychophysische Grundgesetz und das Erkenntnisvermögen der Schallrichtung, die Lehre von der Muskelzusammenziehung und die Wellenbewegung in elastischen Röhren, besonders die Lehre vom Puls. Er schrieb: »Die Gesichtsempfindungen und ihre Analyse« (Leipz. 1882); »Die Prinzipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung« (Freiburg 1886); »Über den Begriff der objektiven Möglichkeit« (das. 1888); »Studien zur Pulslehre« (das. 1892); auch gab er »Abhandlungen zur Physiologie der Gesichtsempfindungen aus dem Physiologischen Institut in Freiburg« (Leipz. 1897–1902, 2 Hefte) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 682.
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