Kulisse

[784] Kulisse (franz. coulisse), eigentlich Nut oder Falz, worin sich etwas auf und ab schiebt, daher Kulissentisch, soviel wie Ausziehtisch; dann besonders die die Seitenwände oder Flügel einer Bühnendekoration bildenden beweglichen Teile (s. Theater). Im Maschinenbau ein Hebel, bei dem die Angriffspunkte der Kräfte oder der Drehpunkt verschiebbar angeordnet sind oder der selbst verschiebbar ist, so daß das Verhältnis der Hebelarme geändert und auch die Drehrichtung des Hebels umgekehrt werden kann. Jeder verstellbare Punkt ist an einem besondern Schiebestück (Stein) angebracht, das entweder in einem Schlitz des Hebels geführt ist oder auf dem Hebel, ihn umfassend, gleitet. Eine besondere Anwendung der K. findet bei den sogen. Umsteuerungen der Dampfmaschinen etc. statt (Kulissensteuerung, s. Steuerung und Tafel »Dampfmaschinen III«, S. I u. III). K. heißt auch bei Wasserrädern eine Vorrichtung zum Einführen des Wassers aus dem Gerinne ins Rad. – In der Börsensprache bezeichnet man mit K. die Gesamtheit der Kulissiers (franz. comissiers), d. h. der Börsenspekulanten, die ohne Vermittelung der beeidigten Mäkler hauptsächlich Differenzgeschäfte machen. Den Gegensatz zur K. bildet das Parkett, das Geschäft durch die offiziell bestellten Mäkler. An der Pariser Börse darf die K. nicht im Innern des Börsengebäudes, sondern nur an den Eingängen ihr Geschäft betreiben. Auch beschränkt die K. ihre Tätigkeit namentlich auf solche Papiere, die starken Wertschwankungen unterliegen. Die Kulissiers machen die Abschlüsse zum großen Teil nicht für eigne Rechnung, sondern als Kommissionäre, d. h. in eignem Namen, aber fremdem Auftrag. Vgl. Agiotage und Börse, S. 242.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 784.
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