La Sale

[205] La Sale (spr. lă ßall'), Antoine de, hervorragender franz. Schriftsteller, geb. 1388 wahrscheinlich bei Arles als unehelicher Sohn des berühmten Bandenführers Bernhard de La Salle, gestorben gegen 1470, lebte in der Provence im Dienste Ludwigs II., Ludwigs III. und Renés, der seinen Sohn Johann durch ihn erziehen ließ. Er war 1422 in Rom. 1448 wurde er Erzieher der drei Söhne Ludwigs von Luxemburg. Von da ging er gegen 1459 nach Flandern an den Hof Herzog Philipps des Guten. Von seinen Werken verdienen Erwähnung die »Chronique du petit Jehan de Saintré«, 1459 in Genappe geschrieben und Johann gewidmet (Ausg. von Guichard 1843, von Hellény 1890); es ist ein historischer Roman, der das Ideal der ritterlichen Ausbildung jener Zeit schildern soll. Manche schreiben ihm zu das »Livre des faits de Jacques Lalaing«, das Leben eines burgundischen Ritters (hrsg. in den »Œuvres de G. Chastellain«, Brüssel 1866); sodann die »Quinze joyes de mariage« (Par. 1857, illustriert 1887), eine Satire auf die Ehe, so treffend beobachtet und mit so seinem Witz geschildert, daß das Werk noch heute höchst ergötzlich wirkt. Während L. sich hier in einem Rätsel nennt, hat er in den »Cent nouvelles nouvelles« seine Autorschaft nur angedeutet, die verschiedenen Novellen aber verschiedenen Personen an Philipps Hof zu Genappe in den Mund gelegt (Ausg. von 1480 nach einer verlornen, von 1858 von Th. Wright nach der einzigen jetzt noch bekannten Handschrift). Vgl. Gossart, A. de La Sale (2. Aufl., Brüssel 1903); Nève, A. de la Salle, sa vie et ses ouvrages (Par. 1903); Söderhjelm, Notes sur A. de L. (Helsingfors 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 205.
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