Leibtruppen

[357] Leibtruppen. Der Oberst eines Landsknechtregiments hatte einen Stab, der ihn in der Ausübung seiner Kommandogeschäfte unterstützen und gegen seine oft sehr übermütigen Untergebenen schützen sollte. Letztere Aufgabe fiel insbes. den Trabanten (Leibtrabanten) beim Stabe zu, aus denen später die L. hervorgingen, deren Chef (im 16. und 17. Jahrh.) der Regimentsinhaber wurde. Dieser bezog auch die Einkünfte dieser Stelle, wurde aber im Dienst vom Kapitänleutnant, der deshalb auch Stabskapitän (seine Kompanie Leib- oder Stabskompanie) hieß, vertreten. Später wurde diese Chefstelle als Ehrenstelle fürstlichen Personen verliehen, und der Landesfürst selbst wurde Chef solcher Leibkompanien, Leibbatterien, Leibeskadrons, Leibbataillone und Leibregimenter. In diesem Sinne heißen in Deutschland die 1. Kompanie des 1. Garderegiments zu Fuß und des Regiments der Gardedukorps Leibkompanien, bez. Leibeskadron, die erste[357] fahrende Batterie des Gardefeldartillerie-Regiments Leibbatterie. Ferner sind die ersten Kompanien der Regimenter Nr. 115–117 und die ersten Eskadrons der Dragonerregimenter Nr. 23 und 24 Leibkompanien, bez. Leibeskadrons; das 3. Bataillon des Regiments Nr. 92 und des Regiments Nr. 118 ist Leibbataillon, während das preußische Grenadierregiment Nr. 8, das sächsische Grenadierregiment Nr. 100, das badische Grenadierregiment Nr. 109, das hessische Infanterieregiment Nr. 115, das bayrische Leibinfanterieregiment, das Leibgardehusarenregiment, das preußische Kürassierregiment Nr. 1, die Husarenregimenter Nr. 1 und 2, die badischen Leibdragonerregimenter Nr. 20 und 24 Leibregimenter heißen. Die österreichische Armee hat nur die Leibgarden, nämlich: erste Arcieren- (s. d.), die ungarische und die Trabantenleibgarde sowie die Leibgarde-Reitereskadron (s. d.) und die Hofburgwache (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 357-358.
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