Lesseps

[444] Lesseps, 1) Jean Baptiste Barthélemy. Baron de, franz. Reisender, geb. 1766 in Cette, gest. 1834 in Lissabon, begleitete 1784 als Dolmetsch Lapérouse auf dessen Reise um die Erde, verließ aber die Expedition in Kamtschatka und brachte den Bericht über die bisherigen Reiseergebnisse zu Lande nach Frankreich. Später war er Generalkonsul in Petersburg, dann in Lissabon. Er schrieb: »Journal historique du voyage de Lapérouse« (Par. 1790, 2 Bde.) und »Voyage de Lapérouse« (das. 1831).

2) Ferdinand, Vicomte de, franz. Diplomat und Ingenieur, geb. 19. Nov. 1805 in Versailles, gest. 7. Dez. 1894, betrat 1825 die Konsularlaufbahn und wurde im April 1848 zum bevollmächtigten Minister in Madrid ernannt. Zu Anfang 1849 wurde er in außerordentlicher Mission nach Rom gesandt. Auf Einladung des Vizekönigs Saïd Pascha begab er sich 1854 nach Ägypten, wo er den Plan einer Kanalisierung der Landenge von Suez entwarf und in einer besondern Schri st (»Percement de l'isthme de Suez«, mehrere Ausgaben) darlegte und befürwortete. Hierauf ward er 1856 zum Leiter des Kanalbaues ernannt. Trotz der diesem von England in den Weg gestellten diplomatischen Schwierigkeiten forderte L. 1858 zu Geldzeichnungen auf, erhielt in Frankreich 200 Mill. Fr. und ließ daraufhin, im Februar 1859 nach Ägypten zurückgekehrt, die Arbeiten beginnen, die, nachdem eine fernere Summe von 100 Mill. Fr. beschafft worden, 15. Aug. 1869 mit der glücklichen Durchführung des Riesenwerks endeten (vgl. Suezkanal). Er veröffentlichte darüber: »Lettres, journal et documents relatifs à l'histoire du canal de Suez« (1875–1881, 5 Bde.). 1879 nahm er die Anlage des Panamakanals (s. d.) in die Hand; 1885 ward er Mitglied der französischen Akademie und. gab dann seine Memoiren heraus: »Souvenirs de quarante aus, dédiés à mes enfants« (1887; deutsch, Berl. 1887). Indes 1890 machte infolge der liederlichen finanziellen Wirtschaft[444] bei den Durchstechungsarbeiten die Panamagesellschaft Bankrott, und L. selber wurde 1891 gerichtlich zur Verantwortung gezogen. Es stellte sich heraus, daß ungeheure Summen aus dem Kapital der Gesellschaft zur Bestechung hervorragender Politiker und Finanzleute verwendet worden waren. Die Untersuchung dehnte sich auch über diese aus, und Lesseps' Sohn Charles wurde gleichfalls verhaftet und mit seinem Vater wegen Betrugs der Aktionäre angeklagt. Beide wurden 9. Febr. 1893 zu je fünf Jahr Gefängnis und je 3000 Fr. Geldbuße verurteilt, jedoch das Urteil 15. Juni 1893 durch den Kassationshof aufgehoben. Charles de L. mußte die am 11. März 1893 wegen Bestechung über ihn verhängte Strafe von einem Jahr Gefängnis abbüßen. In seinen letzten Lebensjahren war übrigens Ferdinand v. L. geistig umnachtet und unzurechnungsfähig. Eine Bronzestatue (von Frémiet) wurde ihm 1900 am Hafen von Port-Saïd errichtet. Vgl. Bertrand und Ferrier, F. de L., sa vie, son œuvre (Par. 1887); G. B. Smith, Life and enterprises of F. de L. (2. Aufl., Lond. 1895); Bridier, Les De Lesseps (Par. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 444-445.
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