Lobelĭa

[643] Lobelĭa L., Gattung der Kampanulazeen, ein- oder mehrjährige Kräuter oder Halbsträucher, selten Sträucher, von sehr verschiedenem Habitus, mit abwechselnden Blättern, einzeln achselständigen, häufig endständige Trauben bildenden, rachenförmigen Blüten, gespaltener Blumenröhre und zweiklappiger Kapsel. Fast 200 weit zerstreute Arten, die nur im mittlern und östlichen Europa und in Westasien fehlen. L. inflata L. (Indian Tobacco), einjährig, mit 30–60 cm hohem Stengel, kerbig gesägten Blättern, von denen die untern länglich-stumpf, die obern eiförmigspitz sind, kleinen blaßblauen Blüten in Trauben und verkehrt-eiförmiger, aufgeblasener Kapsel, wächst in Nordamerika von Kanada bis Carolina und zum Mississippi und wird auch bei uns kultiviert. Das Kraut ist stark milchend, schmeckt anfangs mild, hintennach scharf, an Tabak erinnernd; es enthält ein Alkaloid, Lobelin C18H23NO2, und einen scharfen Stoff, Lobelacrin. Lobelin ist flüssig, sein Staub reizt Nasenschleimhaut und Lunge heftig und lähmt das Atmungszentrum. Die Pflanze gehört zu den scharf narkotischen Mitteln, wirkt jedoch milder als Tabakblätter; sie erregt Erbrechen, wirkt abführend, schweißtreibend, krampfstillend und reizmildernd; man benutzt sie bei Bronchialasthma und symptomatischer Dyspnoe. Andre Arten, besonders die einjährige L. Erinus L. mit blauen, im Schlunde weiß gefleckten Blüten, vom Kap, werden als Zierpflanzen kultiviert, letztere Art in zahlreichen Varietäten insbes. zu Teppichbeeten. Die rot blühenden Stauden, wie L. fulgens Willd. und L. splendens Willd. aus Mexiko und L. cardinalis L. (eine Varietät mit purpurroten Stengeln und Blättern) aus Carolina, müssen im Kalthaus überwintert werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 643.
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