Lorrain

[715] Lorrain (spr. löräng), 1) Jean, mit wahrem Namen Paul Duval, franz. Schriftsteller, geb. 9. Aug. 1856 in Fécamp als Sohn eines angesehenen Reeders, erhielt seine Jugendbildung in Paris, widmete sich freiwillig dem Husarendienst in Algier, dann der Malerei in Paris, endlich der lyrischen Dichtung und dem modernen Sittenroman, worin er krankhafte exotische Persönlichkeiten bevorzugte. Edmond de Goncourts Einfluß ist sowohl in der Stoffwahl als in dem etwas gesuchten, schwülstigen Stil unverkennbar. Sein erster Roman: »Les Lepillier« (1885), erregte nur in Fécamp durch seine Indiskretionen Aufsehen. »Très Russe« (1886) machte ihn auch in Paris bekannt, wo er bald ein gesuchter Feuilletonist wurde, da er Pikanterie und Geist mit poetischer Schilderung zu verbinden weiß, namentlich im »Echo de Paris« (1891–95) und im »Journal« (1895–1905), zum Teil Raitif de la Bretonne unterzeichnend. Die krankhafte Manier tritt besonders stark hervor in »Monsieur de Phocas« (1901) und »Le Vice errant« (1902). Drei Novellen von Wert vereinigt dagegen der Band »M. de Bougrelon« (1903); in »La Maison Philibert« (1904) gab er ein gewagtes, aber gesundes Sittenbild nach dem Vorbilde Maupassants. Das Versdrama »Yanthis« fand 1894 wenig Erfolg, besser gelangen kurze Sensationsdramen und Ballettszenarien in den Pariser Nebentheatern und Musikhallen. Vgl. E. Gaubert, Jean L. (Par. 1905).

2) Claude, Maler, s. Claude Lorrain.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 715.
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