Lugāno

[831] Lugāno (deutsch Lauis), Stadt und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Tessin, früher mit Bellinzona und Locarno abwechselnd die kantonale Hauptstadt, in wundervoller Lage am Luganer See, 277 m ü. M., mit der Station der Gotthardbahn (338 m) durch Drahtseilbahn verbunden. Rings um die Stadt, auf den Uferterrassen, schimmern Landhäuser aus dem Grün der Reblauben und Kastanien, der Mandel-, Maulbeer-, Orangen- und Ölbäume; das schönste Panorama entfaltet sich auf dem nahen San Salvatore (909 m), auf den eine Drahtseilbahn führt. Zu den bemerkenswertesten Gebäuden gehören die nach Bramantes Plan erbaute, aber unvollendete St. Lorenz- oder Stiftskirche mit wundervoller Fassade, die Kirche Santa Maria degli Angeli mit einer Kreuzigung von B. Luini, die Kirchen Santa Marta und San Rocco. Die Stadt hat seit 1853 nur zwei Klöster. Sie zählt (1900) 9553 meist kath. Einwohner. Die achttägige Oktobermesse ist ein bedeutender Viehmarkt: bis 10,000 Stück Rindvieh (weniger Pferde) werden zugeführt. L. hat eine Eisenkonstruktions- und Wagenbauwerkstätte, Fabriken für Möbel, Schokolade, Teigwaren etc., ferner bedeutenden, durch vier Banken unterstützten Handel mit Wein und Seide und ist Sitz eines deutschen Vizekonsuls, hat ein Gymnasium, Kantonsgericht, eine Technische Schule, ein kantonales Lyzeum, ein Priesterseminar und ein neues Theater (1896). L. hat großen Fremdenverkehr und ist wegen seiner gemäßigten Sommerwärme und des relativ warmen Winters als Luftkurort sehr besucht. Die mittlere Temperatur im Winter beträgt 2,8, im Frühling 11,5, im Sommer 20,8, im Herbst 11,6°; die mittlere Jahrestemperatur 11,8°. Jenseit des Sees liegen die sogen. Windkeller von Caprino (cantine di Caprino), natürliche Höhlungen im Felsen, in denen sich der Wein vortrefflich hält. Vgl. Cornils, Lugano, topographisch-klimatologische und geschichtliche Skizze (Basel 1882) und L. und seine Umgebung (2. Aufl., Lugano 1898); Hardineyer, Lugano (3. Aufl., Zürich 1903); Krah, Der klimatische Kurort L. (Neuwied 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 831.
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