Mistral, Frederi

[908] Mistral, Frederi, neuprovenzal. Dichter, geb. 8. Sept. 1830 in Maillane (Rhonemündungen), studierte in Aix die Rechte, zog sich dann aber in sein Heimatsdorf zurück, wo er nach mehreren kleinern Versuchen in provenzalischer Sprache das liebliche Idyll »Mirèio« (1859 zuerst mit französischer Einleitung und Interlinearversion erschienen, 7. Aufl. 1884; hrsg. von Koschwitz, Marb. 1900; deutsch von Bertuch, 4. Aufl., Straßb. 1905) dichtete, das dem Dichter 1861 seitens der Akademie den großen Dichterpreis sowie 1863 das Kreuz der Ehrenlegion einbrachte. Er ließ das erzählende Gedicht »Calendal« (1867, mit franz. Übersetzung 1887), die Sammlung »Lis Isclo d'or« (1875, mit franz. Übersetzung 1889), die Versnovelle »Nerto« (1884; deutsch von Bertuch, Straßb. 1891), die provenzalische Tragödie »La Reine Jeanne« (1890, mit Übersetzung) und »Poème du Rhône« (1897, provenzalisch u. franz.) folgen. Sein »Trésor dóu Felibrige« (Aix 1878–86, 2 Bde.) ist das beste Wörterbuch des Neuprovenzalischen. Seine Reden sind gesammelt als »Discours e dicho« (Avignon 1906). Das Gedicht »Mirèio« ist auch als OperMireille«, mit Musik von Gounod, 1864) in Frankreich populär geworden. M. schreibt in der Mundart seiner Heimat. Eine Übersetzung ausgewählter Gedichte veröffentlichte auch Steinitz (Halle 1900). Vgl. N. Welter, Frederi M., der Dichter der Provence (Marb. 1899); Downer, Fréd. M., poet and leader in Provence (New York 1901); E. Lefèvre, Fréd. M., bibliographie sommaire (Mars. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 908.
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