Moschusochs

[170] Moschusochs (Bisamochs, Ovibos Blainv.). Säugetiergattung aus der Ordnung der paarzehigen Huftiere und der Familie der Horntiere (Cavicornia) mit der einzigen Art O. moschatus Blainv. (s. Tafel »Arktische Fauna«, Fig. 7). Dieser ist 2,37 m lang, 1,1 m hoch, mit 7 cm langem Schwanz, sein Körper ist massig, der Hals kurz und dick, der Kopf plump, schmal und hoch, das Ohr im Pelz versteckt, das Auge klein und die Schnauzenspitze behaart. Die an der Basis stark verbreiterten und abgeflachten Hörner biegen sich abwärts, dann nach vorn und außen und endlich mit ihren Spitzen wieder nach oben Die Beine sind kurz und kräftig, die Hufe groß, breit und rund, die Afterhufe klein und hoch angesetzt. Der ungemein dichte und sehr langhaarige Pelz ist dunkelbraun, am Unterteil der Beine grauweiß. Der M. bewohnt Nordamerika jenseit des 60.° nördl. Br. (die Barrengrounds), einen Teil von Grönland und die meisten Inseln zwischen dem Festland und Grönland bis über den 81.° hinaus. Er ist sehr zurückgedrängt worden und geht, von Indianern und Wölfen dezimiert, seinem baldigen Aussterben entgegen. Er lebt in Herden vorzugsweise in Tälern und Niederungen, in der Nähe der Flüsse, im Winter in Wäldern, durchzieht weite Strecken und ernährt sich von dem kärglichen Pflanzenwuchs jener Gegenden. Nach neun monatiger Tragzeit wirft die Kuh ein Junges. Der M. bewegt sich mit großer Leichtigkeit, erklettert steile Felsen und Abhänge und springt meisterhaft. Verwundet greift er den Jäger grimmig an. Das Fleisch ist trotz seines (schwachen) Moschusgeruchs genießbar, besonders das der Kühe; Haut und Haare werden gut verwertet. Früher war der M. sehr viel weiter südlich auch in der Alten Welt verbreitet, und ein fossiler Schädel, der unzweifelhaft von Menschenhand mit Steinwerkzeugen hervorgebrachte Einschnitte zeigt, ist im Moseltal gefunden worden. Von ihm verschieden ist O. Wardi Lyd., mit schmälerer Basis der Hörner, hellerm Haar, weißlicher Nasenpartie, grauer Stirn und Ohren und schmälern Hufen, auf den Inseln des Polararchipels östlich und nördlich des Belcherkanals und Jonessundes, sowie von Ellesmereland nördlich durch Grinnell-Land und um die Nordküste Grönlands herum bis tief hinunter an deren Ostrand.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 170.
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