Naogeorgus

[410] Naogeorgus, Thomas (eigentl. Kirchmeyer), lat. Dichter und prot. Pamphletist, geb. 1511 in Hubelschmeiß bei Straubing, gest. 29. Dez. 1563 in Wiesloch, wurde aus Sympathie für Luther 1535 Pastor in Sulza und 1541 in Kahla, gab jedoch wegen theologischer Zerwürfnisse mit den strengern Wittenbergern 1546 diese Stellung auf und war nun Pfarrer in Kaufbeuren, Kempten, wiederholt in Basel und Stuttgart, zuletzt im Badischen. Unter seinen Schriften, die eine unwandelbare Begeisterung für Luthers Person und einen unversieglichen Haß gegen den Papismus zeigen, ragen hervor die Dramen: »Pammachius« (Wittenb. 1538 u. ö., auch in Brylingers »Dramensammlung«, Basel 1541; zuletzt hrsg. von Bolte und Schmidt, Berl. 1891; viermal unter verschiedenen Titeln verdeutscht, so von Justus Manius u. d. T. »Vom Papsttum«, Wittenb. 1539; zuletzt von Tyrolff für die Bühne, Zwickau 1540), »Incendia seu Pyrgopolinices« (Wittenb. 1541 u. 1561, dreimal verdeutscht als »Der Mortbrandt«, 1541) und besonders »Mercator seu Iudicium« (ohne Ort 1540 u. ö., hochdeutsch: »Der Kaufmann«, viermal 1540–95; daraus abgekürzt des Feldpredigers Martin Gravius aus Stettin »Tragoedia nova«, Frankf. a. O. 1612 u. 1614, Nürnb. 1615), eine der genialsten Komödien des 16. Jahrh. Schwächer sind die biblischen Stücke: »Hamanus«, »Hieremias« und »Judas Iscariotes«, die ebenfalls übersetzt wurden. Außerdem heben wir das satirische Gedicht »Regnum papisticum« (Basel 1553, deutsch 1555 u. ö.) hervor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 410.
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