Naquet

[422] Naquet (spr. -kä), Alfred, franz. Politiker, geb. 6. Okt. 1834 in Carpentras, wurde 1863 Professor an der medizinischen Fakultät in Paris, nahm an der radikalen Opposition gegen das Kaiserreich eifrigen Anteil und ward als Mitglied geheimer Gesellschaften 1867 zu 15 Monaten Hast verurteilt. 1869 wegen eines Buches: »Religion, propriété, famille« (neue Ausg., Brüssel 1877), wiederum zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, flüchtete er nach Spanien, kehrte 1870 zurück, war bei der Revolution vom 4. Sept. mit tätig und folgte der Delegation nach Tours. 1871 in die Nationalversammlung gewählt, gehörte er zur äußersten Linken. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, agitierte er besonders für Einführung der Ehescheidung und brachte 1879 einen Gesetzentwurf in der Kammer ein, der die schon 1792–1806 erlaubte Ehescheidung in Frankreich wieder einführte und nach langen Kämpfen 1884 angenommen ward. N. war seit 1882 Senator. Er schloß sich 1888 den Boulangisten an und gab nach deren Niederlage 21. März 1889 seine Entlassung als Senator. Mit den übrigen Häuptern der boulangistischen Patriotenliga wurde er im April 1890 zu einer Geldstrafe verurteilt. Der gänzliche Zusammenbruch des Boulangismus veranlaßte ihn, im September 1890 seine Entlassung als Abgeordneter zu nehmen. Er schrieb noch: »Principes de chimie fondés sur les théories modernes« (Par. 1865; 5. Aufl., mit Hanriot, das. 1890, 2 Bde.); »De l'atomicité« (1868); »La république radicale« (1873); »Le divorce« (1877, 2. Aufl. 1881) und »Socialisme collectiviste et socialisme libéral« (1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 422.
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