Patriotenliga

[507] Patriotenliga, ein 1880 in Frankreich von Paul Déroulède (s. d.), Bert, A. de la Forge u.a. gegründeter patriotischer Verein, der sich die Hebung des vaterländischen Sinnes im Volk und die Wehrhaftmachung Frankreichs zum Ziele setzte, um hierdurch die Revanche an Deutschland und die Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens möglich zu machen. Als Déroulède sich 1888 Boulanger anschloß, bildeten die opportunistischen Mitglieder der P. die Union patriotique de France. Der von Déroulède geleitete boulangistische Teil der P. setzte 1888 in seinem neuen Programm als erste Aufgabe die Reform der republikanischen Einrichtungen. Er überzog Frankreich mit einem Netz von Agenturen, um mit Einem Schlag erforderlichenfalls die »Mobilmachung« der P. ins Werk zu setzen. Als sich im März 1889 das neue Ministerium Tirard entschloß, tatkräftig gegen den Boulangismus vorzugehen, wurde auch die P. aufgehoben, aber 1895 als Ligue patriotique des intérêts français erneuert. Sie spielte in der Dreyfusangelegenheit unter der Führung Déroulèdes eine bedeutende Rolle. Im Januar 1899 erweiterte sie sich zur Ligue de la Patrie française, der sich viele hervorragende Männer des Geburts- und geistigen Adels anschlossen, und die unter dem Vorwande, die Einheit des Vaterlandes und das Ansehen des Heeres verteidigen zu wollen, klerikale, antisemitische und monarchistische Ziele verfolgte. Ihr gegenüber bildete sich die Union nationale, die für Gleichheit aller Bürger und Versöhnung aller Parteien eintrat. S. Ligue des Droits de l'homme.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 507.
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