Nikephŏros [1]

[691] Nikephŏros (griech., »Siegbringer«), Name mehrerer oströmischer Kaiser: 1) N. I., aus Seleukia, war Großschatzmeister unter der Kaiserin Irene und stürzte diese (31. Okt. 802). Er war ein tüchtiger Herrscher, erbitterte aber das Volk durch harten Steuerdruck und die Geistlichkeit durch die Besteuerung der Kirchengüter und eigenmächtige Besetzung des Patriarchenstuhles. Den Abt Theodor von Studion, das Haupt der kirchlichen Opposition, schickte er in die Verbannung. Er unterdrückte eine Erhebung der im Peloponnes angesiedelten slawischen Stämme und begann die Christianisierung und Gräzisierung derselben, dagegen führte er seit 802 unglückliche Kriege gegen den arabischen Kalifen Harun al Raschid, der ihn 804 in einer großen Schlacht in Phrygien besiegte und 807 zu einem schimpflichen Frieden zwang, und fiel im Juli 811 in einer unglücklichen Schlacht gegen die Bulgaren. An Stelle seines von ihm zum Mitregenten ernannten, schwerverwundeten Sohnes Staurakios wurde sein Schwiegersohn Michael I. zum Kaiser erhoben.

2) N. 11., Phokas, aus Kappadokien, geb. 913, führte als Feldherr der Kaiser Konstantin VII. und Romanos II. glückliche Kriege gegen die Sarazenen, eroberte Kreta (961) und einen Teil Syriens, beseitigte nach dem Tode Romanos' II. 963 den bisher allmächtigen Oberkämmerer, den Eunuchen Joseph Bringas, ließ sich (16. Aug.) zum Kaiser krönen und heiratete die Witwe des Romanos, Theophano. Er war klein und häßlich, aber kräftig und energisch, einfach und sparsam. Er hob die Wehrkraft des Reiches, entriß den Sarazenen Kilikien und Syrien (auch Antiochia wurde 968 erobert), kämpfte glücklich gegen die Bulgaren und wahrte auch dem deutschen Kaiser Otto I. gegenüber die Ehre des Reiches. Aber er bedrückte das Volk mit hohen Steuern und zog sich trotz seiner strengen Frömmigkeit den Haß der Geistlichkeit zu, weil er dieser gegenüber die staatlichen Rechte energisch wahrte und der Häufung der Güter in Toter Hand entgegentrat. Er wurde unter Mitwissen der Theophano 10. Dez. 969 von dem ehrgeizigen, zurückgesetzten Feldherrn Johannes Tzimiskes ermordet. Vgl. G. Schlumberger, Un empereur byzantin au X siècle. Nicéphore Phocas (Par. 1890).

3) N. III., Botaneiates, unter Michael VII. Feldherr der Armee im Osten, wurde von dieser 1078 gegen jenen gleichzeitig mit N. Bryennios (Vater von N 2, s. unten), den die europäischen Truppen zum Kaiser ausriefen, zum Kaiser erhoben, darauf auch in der Hauptstadt anerkannt und bestieg, nachdem Michael abgedankt hatte, den Thron, beseitigte N. Bryennios mit Hilfe des Alexios Komnenos, wurde aber von diesem 1081 gestürzt und endete in einem Kloster.[691]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 691-692.
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